Countdown

Dienstag, 28. Juli 2015. Gerade aus Bayreuth gekommen, gut genächtigt, oh du liebes Bayreuth.

Noch 7 Tage.

Ungefähr genau jetzt werde ich im Flieger sitzen und Deutschland von oben betrachten. Die Tage sind gezählt und spannend ist: Was tut man eigentlich in den letzten Tagen? Wo man maximal noch 7 Tage deutsches Brot frühstücken kann oder 7 mal mit Papa um Punkt 8 die Tagesschau im Röhrenfernseh kucken kann.

Genau! Erstmal lernen wie Apfelstrudel geht. Will ja meiner Gastfamilie mal meine Kochkünste vorführen und dabei am Besten noch was gutes Deutsches (?!oder Österreichisch?), jedenfalls typisch Müllnerisches kochen. Mama zeigt wie’s geht, Judith macht nach und schreibt auf.

Danach noch versuchen möglichst viele Familienmitglieder an einen Tisch zu bringen um Vorkoster zu spielen.

Der Versicherungsmensch wird noch kommen um letzte Dinge abzuklären; ich hoffe dann doch, dass ich genug versichert bin – Stereotyp: Deutsche wollen alles versichern – check!

Und dann geht’s auch schon nach Weiden, um meine liebe Freundin nochmal zu drücken und einen letzten Kaffee im Beanery zu genießen! (BESTER KAFFEE)

München – Konsulat – Visum

München – Konsulat – Visum

Man muss sich vorstellen: Eine ominöse Menschenschlange mitten auf dem Gehweg der Königinstraße, vor einem tristen Flachbau, mit halbhohem Zaun abgesperrt. Sieht nicht unbedingt einladend aus, aber der Sicherheitsbeamte gibt mir gleich das Gefühl hier richtig zu sein. Er bemerkt mich, tritt mit seinem Klemmbrett auf mich zu und fragt: „Haben Sie einen Termin? Wie ist der Name?“. … falls das nicht irgendein special Nachtclub ist, wird das schon passen. Allerdings sucht der Herr schon etwas sehr lange auf der Liste. An dieser Stelle keine Panik, falls du deinen Termin per E-Mail und nicht über das Onlineportal ausgemacht hast; Du stehst nur einfach mal auf dem letzten Blatt, was natürlich erst am Ende ausgecheckt wird, während du dir schon 100 Szenarien ausgemalt hast, was alles schiefgelaufen sein kann. Sowas wie… „Oh Gott, heute ist doch der 13. Juli oder?! Vielleicht haben sie meinen Namen falsch geschrieben? Vielleicht… ist der Termin doch zu einer anderen Uhrzeit?“

Puh, Glück gehabt. Er hat mich. … wusste ich natürlich ;D. Nach einer kleinen Wartezeit geht’s dann immer im Zweierpaar durch das kleine Kontrollgebäude. Hierbei: Alle „technical devices“ und große Geldbeutel halten bei der Sicherheitskontrolle nur unnötig auf. Mein Partner hatte anscheinend sein ganzes Home-Office dabei.

Danach durch die schwere Tür ins Hauptgebäude und sofort sieht alles ein bisschen amerikanisch aus. Jalousie, Ventilatoren, Plastikstühle; Kennt ihr Scrubs… erinnert mich ein bisschen an Flimszene daraus. Eine Lady mit grauen Haaren vor mir am Tisch spricht mit American Slang, fordert dieses und jenes Dokument an. Zack, zack, zack, alles gleich parat. „Yeah, gleich geschafft, geht ja schneller als ich dachte!“… dachte ich. Aber da hab ich die Rechnung ohne die Lady (an dieser Stelle würde ich eigentlich mal lieber einen Namen schreiben, aber den hab ich leider nicht mehr im Kopf) gemacht.

„So, Sie geyhen yetzt ruaus. Um die Konsulat herum und kaufe eine Bwriefmarque und eine Umschlag.“ … Sorry, was? Ich soll jetzt nochmal raus auf die Straße und dann nochmal die Prozedur von Neuem starten? Noooo… das hätte man mir ja auch mal früher sagen können. „Seit wann ist das so?“ „Hören Sie mal, Sie mussen schon nigt das Visum zahlen also können Sie den Postweg zahlen! Wir mussen ja das Visum schicken!!!“. Ok sorry, ist ja schon gut.

(Btw. das sind keine Rechtschreibfehler… ich wollte nur die amerikanische Sprachfärbung rüberbringen)

Überlebenstipp: Immer Umschlag mit Briefmarke für die Zusendung des Reisepasses und des Visums dabei haben.

Sie drückt mir einen gelben Zettel in die Hand auf dem steht, dass ich bis in 15 Minuten wieder ins Konsulat darf. Also wieder raus auf die Streets von München einmal ums Haus herum, an dem netten Herrn mit Maschinengewehr vorbei und in einen kleinen Shop in der Schönfeldstraße die geforderten Mittel kaufen. In letzter Zeit verkauft der Herr vermehrt Briefumschläge und Briefmarken…

Zurück vorm Haupteingang mit dem Zettel auf dem explizit steht, dass ich heute nochmal rein darf. Jedoch die Nachfrage, wo mein Ausweis sei. Guter Mann, den hat die Lady im Konsulat. Aaaach, Sie waren heute also schon mal da?… Genau! Nochmal anstehen, nochmal durch die Sicherheitskontrolle. Diesmal scheint mein Geldbeutel doch interessanter zu sein als beim ersten Mal und wird erstmal genauer inspiziert: „Das ist doch kein Geldbeutel… so groß wie der ist! Und was da alles drinsteckt!“ Ok, danke für den Hinweis. Weiterhin anstehen, bis ich wieder vor der Bearbeiterin stehe.

Ok alles klar, jetzt scheint alles schnell zu gehen. Ich soll sofort zum Schalter 1 gehen! Aber das heißt nur, dass ich dort meinen Reisepass mit Bild abgebe, mich setzte, nochmal zum Schalter darf, um zu sagen, wie alt mein Foto ist und um meine Fingerabdrücke abzugeben, mich nochmal zu setzen und dann abschließend mit einem Bearbeiter der amerikanischen Seite spreche, der dann sagt: Visa accepted! YEAH!VISAVISA

Zu Hause dann gleich mal den Briefumschlag aufgerissen und nur meinen Reisepass, das D-2019 und einen Zettel mit „Viel Spaß in den USA“ vorgefunden. Keine Panik, keine Panik: Das Visum ist eingeklebt … (natürlich weiß das jeder außer mir :DD)