Montag, 29. Juni 2015, 05:00 Uhr –
Zeit um aufzustehen, denn es geht nach Berlin.
Noch völlig verschlafen und ein wenig abgehezt mache ich mich in Begleitung meines Vaters schon am frühen Morgen auf den Weg zum Mindener Hauptbahnhof, denn wir fahren nach Berlin. Bereits Tage zuvor habe ich wichtige Unterlagen für die Beantragung meines Visums zusammengestellt, die ich heute den netten Damen und Herren vom amerikanischen Konsulat in Berlin vorlegen möchte.
Fast pünktlich kommen wir um 8:49 Uhr in Berlin, direkt in der nähe des Konsulates in der Clayallee an. Noch genug Zeit, einen Expressbrief mit Zusatzmarke zu organisieren … trotz tagelanger Vorbereitung auf diesen Termin, den ich bereits Tage vorher reserviert hatte, passiert es doch noch, dass man etwas, hier zum Glück nur eine Kleinigkeit, vergisst…
Eine nette Berlinern erklärt uns, wo wir eine Poststelle finden und anschließend den direkten Weg zum Konsulat einschlagen können. So befinden wir uns um ca. 9:45 Uhr am Eingang des amerikanischen Konsulates, mein Termin ist auf 10:30 Uhr angesetzt. Perfekt!
Nach ein paar Minuten Wartezeit darf ich schon in das Gebäude.
Zuerst geht es durch eine kleine Sicherheitskontrolle und der Reisepass wird kontrolliert. Die Verwirrung steht dem Wachpersonal ins Gesicht geschrieben … Damals mit langen Haaren und einem geraden Pony fotografiert stehe ich nun mit Kurzhaarfrisur und schrägem Pony vor ihm… Sein Blick wandert immer wieder auf den Reisepass und dann wieder auf mich, schließlich wieder auf den Reisepass … er wiederholt diesen Vorgang zwei -, dreimal und erkennt dann, als ich schon ein leichtes Schmunzeln nicht mehr unterdrücken kann, doch, dass die Besitzerin des Reisepasses tatsächlich vor ihm steht. Alles in Ordnung, ich darf passieren.
Im Inneren des Gebäudes stehe ich dann vor einem sehr netten Herren, der mir in englischer Sprache aufzählt, welche Unterlagen er von mir benötigt. Die meisten Unterlagen, die uns empfohlen worden sind mitzunehmen, wurden zwar nicht benötigt, aber natürlich ist es immer besser für den Fall der Fälle vorbereitet zu sein. Schließlich sagt er mir, dass er gerne den Briefumschlag hätte und dass ich noch meine Adresse eintragen muss (was ich in dem Moment allerdings nicht so ganz kapiert habe) … nun bin ich etwas überfordert und verunsichert. Wieso habe ich so viel mitgenommen, wenn die das nicht sehen wollen? Braucht der wirklich kein Foto mehr von mir? Jetzt will der das Formular auch nicht haben? Nicht, dass da nachher irgendwas doch noch fehlt und da irgendwas nicht klappt?! …. Ich verstehe nun nicht mehr genau was er von mir möchte, doch zum Glück habe ich schon auf dem Gymnasium in Referaten und Vorträgen gelernt, wie man sich in solchen Situationen zu verhalten hat: Improvisation.
So drücke ich ihm meine gesamte Mappe mit all meinen Unterlagen in die Hände und sage ihm es sei doch das einfachste, wenn er sich das, was er braucht, einfach selbst raussuche. Als er mir dann aber nur den Briefumschlag zurückgibt hab ich es dann auch endlich kapiert. Und ja, so schwer war es doch gar nicht.
Die zweite Hürde mit ein bisschen Gelächter gemeistert geht es an den nächsten Schalter. Dort werden die benötigten Unterlagen, die vorher mühsam zusammen gelegt wurden, gesammelt abgegeben, damit sie zur Bearbeitung weittergereicht werden können. Ich bekomme zwei Informationsbroschüren, die mir den weiteren Verlauf erklären: Bitte nehmen Sie platz und achten Sie auf die Durchsage. Sobald Sie aufgerufen werden gehen Sie zum genannten Schalter.
„Melanie Kley, Schalter 5“
Nach kurzer Wartezeit gehe ich also zu dem Herren am Schalter 5, der mir die weitere Vorgehensweise nun wieder auf Deutsch erklärt. Legen Sie erst die vier Finger der linken Hand auf den Scanner, dann die vier der rechten Hand, anschließend beide Daumen.
Gesagt, getan und ich darf mich wieder setzen.
„Melanie Kley, Schalter 7“
Am Schalter 7 wartet ein weiterer Herr auf mich, mit dem in nun mein ca. drei-minütiges Interview führen werde. Bereits im Vorbereitungsseminar hatte man uns über dieses Interview aufgeklärt und uns erzählt, dass wir damit rechnen müssen, dass es in englischer Sprache stattfinden wird. Natürlich habe ich mich bereits auf die Fragen vorbereitet und mir die passenden englischen Wörter zurechtgelegt um glaubhaft meinen Grund für einen längeren Aufenthalt in den USA erklären zu können. So fragt er dann auf Deutsch, was ich in den USA machen möchte, wie lange ich dort bleibe, wo ich leben werde, zu welchem College ich möchte und sagt direkt im Anschluss, dass mein Visum genehmigt sei. Ich bedanke mich und mache mich dann schon wieder auf nach Draußen, wo mein Vater auf mich wartet.
Natürlich können wir Berlin nicht verlassen, ohne vorher eine echte Berliner Currywurst gegessen zu haben. Schnell noch zum Alexanderplatz eine Currywurst genehmigen und dann geht es schon wieder ab nach Hause.
Nun steht die letzte Hürde an.
Nachdem ich vor ca. einer Woche die Bestätigung bekommen habe, dass ich die schriftliche Abschlussprüfung bestanden habe, geht es nun in die allerletzte Phase.
Wenn ich die praktische Prüfung am 22. Juli auch noch bestehe, steht meiner Ausreise nach Amerika wirklich gar nichts mehr im Weg.