Seit dem letzten EIntrag sind zwar ein paar Wochen vergangen, trotzdem möchte ich versuchen meine bisherigen Erlebnisse kurz zusammen zu fassen.
am 4.10. bin ich schon seit 2 Monaten in den Staaten. Man, wie die Zeit vergeht. Ich habe mich inzwischen sehr gut eingelebt und einen geregelten Tagesablauf entwickelt.
Nachdem ich in Kalispell angekommen bin musste ich erstmal ein paar Dinge organisieren.
Direkt am Montag, ich bin an einen Sonntag angekommen, habe ich mich für ein erstes Kennenlernen mit meiner College-Koordinatorin getroffen. Sie hat mir erklärt, was mich in diesem Jahr am College erwarten wird. Um einschätzen zu können, welche Kurse für mich am besten sind, musste ich mich einem sogenannten „Compass-Test“ stellen, in dem meine englischen Schreib- und Lesefähigkeiten getestet wurden. Da ich gar nicht so schlecht abgeschnitten habe, durfte ich mich für meine Wunschkurse Psychologie und Soziologie („Intro to Psychology“ und „Race, Gender and Class“) eintragen. Anschließend hat sie mir das Campusgelände gezeigt. Zunächst erschien mir alles riesengroß, doch man gewöhnt sich dran.
Am 20. August hatte ich einen „New-Student-Orientation-Day“. An diesem Morgen haben sich alle neuen Schüler des Colleges getroffen, um die wichtigsten Sachen rund ums College kennen zu lernen. Anschließend ging es für mich zum Social Security Office, da ich meine Social Security Nummer beantragen musste welche mir erlaubt, in den USA zu arbeiten. An diesem Tag habe ich das erste Mal gemerkt, dass der Besitz eines Autos in Kalispell von Vorteil ist … zwar konnte meine College-Koordinatorin mich hinfahren, zurück musste ich jedoch zu Fuß. In dieser Woche ist der Rauch der vielen Brände im Glacier National Park und aus Washington in Kalispell angekommen, was den Rückweg zu Fuß sehr unangenehm machte, da ich ca. 30 Minuten durch Rauch und Hitze latschen musste. Wieder beim College angekommen hatte ich einen zweiten Teil des Orientierungstages, diesmal für internationale Schüler.
Am Wochenende ging es dann für mich nach Helena. Helena ist die Hauptstadt von Montana mit ca. 30.000 Einwohnern. Ich habe mich mit meiner Hostmum, ihrem Freund und seinen beiden Kindern auf den Weg gemacht, da wir an einen Zumba-Master-Kurs teilgenommen haben. Jaaaa tatsächlich, ich habe Zumba gemacht. Trotz schlechter Koordination und Kondition hatte ich eine menge Spaß. Helena hat leider nicht viel Spannendes zu bieten, aber wir haben uns am nächsten Tag aufgemacht um die „Gates of the Mountains“ zu sehen. Es war wirklich beeindruckend da es so aussieht, als würden die Berge sich öffnen. Schwer zu beschreiben, vielleicht gibt es ja bei Youtube das ein oder andere Video dazu ;-).
Am 24.8. habe ich mich im Buffalo Hill Funeral Home & Crematory vorgestellt. Ich habe dort von meiner Ausbildung und meinen Erfahrungen aus Deutschland berichtet und durfte direkt ein wenig vom amerikanischen Bestattungswesen miterleben. Ca. eine Woche später habe ich meinen Arbeitsvertrag unterschreiben dürfen. Ich muss zugeben, dass ich mir den Beruf als Bestatter in Amerika etwas anders vorgestellt habe. Aber ich habe auch wieder gemerkt, dass man gewissen Dingen, und vor allem sich selbst, erst ein bisschen Zeit geben muss, um sich einzugewöhnen. Zu Anfang war alles so ungewohnt auf der Arbeit, dass ich mich nicht sehr wohl gefühlt habe, da ich in Deutschland nunmal auch sehr hohes Niveau rund um Bestattungen und Service gewöhnt bin. Inzwischen weiß ich aber wie es funktioniert und es ist nicht mehr alles so neu. Ich habe mich eingelebt und meinen Chef und die Kollegen gern gewonnen, sodass auch die Arbeit nun in Ordnung ist. Man kann auch sagen, dass hier einfach alles „relaxter“ zugeht.
Zu Beginn wurde ich häufig gefragt „und, hast du schon einen Kulturschock?“ Ich muss gestehen, dass mich das amerikanische Leben, der Ort, die Menschen oder das College nicht sehr „schockiert“ haben, das Bestattungswesen jedoch sehr. Gerne werde ich in einem Weiteren Beitrag das amerikanische Bestattungswesen einmal mit dem Deutschen vergleichen.
Ich hatte nun schon das Vergnügen, meinen Geburtstag in Kalispell zu feiern. Am 27. war auch mein erster Tag im College, der jedoch nicht allzu spannend war. Da meine Gastmutter bis Nachmittags arbeiten musste habe ich die Gelegenheit und das WLAN im College genutzt, um mir das Spiel des BVB über das Netradio anzuhören. Nachdem der BVB mir das erste Geschenk gemacht hat und mit einem Sieg von Spielfeld gegangen ist, hat Eden einen Bowlingabend mit Pizza und Geburtstagstorte organisiert. Für ein bisschen Heimat wurde auch gesorgt, da Natalya mir ein kleines Sortiment deutsches Bier geschenkt hat. Tja, zwar feiert man mit anderen leuten, quasi mit Fremden, die Geschenke bleiben trotzdem gleich 😀 Es war ein wirklich sehr schöner Abend und ich werde mich später gerne an meinen amerikanischen Geburtstag erinnern :-).
Ich habe inzwischen einen guten Rhythmus gefunden und so gut wie nie langeweile, meine Woche gestaltet sich ungefähr so:
Montag: aufstehen um 9.30 Uhr, gemütlich frühstücken, 11-11.50 Uhr Psychologie, ab ca. 12 Mittagessen, danach evtl ein kleines Nickerchen oder lernen, 15.30 – 16.45 Uhr Soziologie, danach entweder entspannen, lernen oder weggehen.
Dienstag: 7.10 Uhr aufstehen, 8 – 10 Uhr arbeiten, 11.-11.50 Uhr Psychologie, 12 – 12.45 Uhr Mittag, 13 – 17 Uhr arbeiten, 18 – 19.30 Uhr Brazilian Class (jaaa ich lerne portugiesisch 😀 )
Mittwoch: eigentlich wie Montag, nur dass ich zwischen den Kursen ein sogenanntes „global Friends meeting“ besuche, bei dem sich internationale und amerikanische Schüler treffen, quatschen und Pizza essen
Donnerstag: siehe Dienstag, nur ohne Brazilian Class
Freitag: 9 – 17 Uhr arbeiten
An Wochenenden bin ich meistens mit lernen beschäftigt oder mit irgendwelchen Leuten unterwegs. Langeweile? Nein 🙂
Als Deutsche/r hat man das Glück, dass man sich in Amerika eine Fahrerlaubnis kaufen kann und nicht extra eine Prüfung machen muss …. wenn man nicht gerade in Montana platziert ist.
Um mich mit einem Auto auf den Straßen in Montana bewegen zu dürfen muss ich mich demnächst einer schriftlichen und einer praktischen Prüfung stellen. Sollte ja eigentlich nicht so schwer sein, wenn man sogar einen deutschen Führerschein hat. Würde ich auch meinen, wenn ich nicht schon einmal durch den schriftlichen Teil durchgefallen wäre 😀 Mag daran liegen, dass ich vorher nicht viel gelernt habe, daran, dass ich manche Fragen nicht gecheckt habe oder daran, dass ich einfach total übermüdet war, da ich am Tag vorher das Oktoberfest in Whitefish besucht habe. Aber das ist hier zum Glück nicht so schlimm. Für die Prüfung musste ich 5,50$ bezahlen und habe 3 Versuche. Sollte ich noch zweimal durchfallen, muss ich erneut 5,50 Zahlen und hab wieder 3 Versuche usw. Somit kann ich das alles eher entspannt angehen.
Das ist doch alles völlig unnötig? Ja, finde ich auch 😉
Letzten Sonntag habe ich es endlich in den Glacier National Park geschafft. Schon alleine um diesen zu Besuchen, sollte man mal nach Kalispell reisen.
Die nächsten Wochen werde ich wahrscheinlich mit viel lernen verbringen, da bald das erste „EXAM“ ansteht und ich ein paar Essays schreiben muss und mich nocheinmal an der Führerscheinprüfung versuchen werde. Vor ein paar Stunden habe ich mir ein Auto angeguckt, welches dann wohl in meinen Besitz übergehen wird.
Mal sehen, was die nächste Zeit so mit sich bringt. Ich bin sicher, schlecht wird es nicht.