Hallo zusammen,
es ist wieder mal Zeit für einen längst überfälligen Blog Post. Bitte nicht erschrecken, dieser ist dieses Mal etwas durcheinander geworden ist, da es einfach so viel verschiedenes zum Berichten gab. Themen sind unter anderem mein erster Einsatz in der Suppenküche, das Whalefest sowie Halloween.
Am 24. Oktober hatte ich mich einen ersten Einsatz in der Suppenküche der St. Gregory Church. Eigentlich wollte ich nur wissen, mit wem ich mich in Verbindung setzen muss, doch ehe ich mich versehen habe stand ich dann auf der Liste für Freiwillige. In Sitka gibt es jeden Tag eine Möglichkeit für Obdachlose bzw. Bedürftige eine kostenlose warme Mahlzeit zu bekommen. Kurz bevor ich mich zur Suppenküche aufmachte, musste ich mich unweigerlich an meine Lebensmittelhygiene Schulung nach EU Verordnung Nr. 852/2004 erinnern. Die Impressionen dieses Nachmittags (Details vom gezeigten Film erspare ich euch) und die Fragen meiner türkisch/vietnamesischen Banknachbarn, ob ich auch einen Schnellimbiss eröffne waren einfach zu bleibend. Ich schweife ab. Auf jeden Fall machte ich mich dann zur Suppenküche, wo mich auch schon meine Beiköchin Vicky erwartete, glücklicherweise hatte sie etwas mehr Ahnung und somit entschlossen wir uns für Makkaroni, Chilli con Carne und Würstchen im Hot Dog Brötchen mit Mais. Diese Kombination war mir ehrlich gesagt etwas neu und obwohl sich das Kochen auf Dose auf-in Topf rein- beschränkte, kam es gut an. Im Allgemeinen habe ich das Gefühl, dass das Convenience Food in den USA besser schmeckt und weniger an Katzenfutter erinnert. Als Nachspeise gab es dann köstliche Erdnussbutter Cookies. Nachdem alle ihr Essen hatten, konnten wir uns auch noch zu unseren Gästen mit an den Tisch setzen. Jedes einzelne dieser Schicksale war wirklich sehr traurig, jedoch zeigte es mir, dass diese Freiwilligen Arbeit dringend benötigt wird. Im übrigen ist das sog. „Volunteering“ in den USA sehr verbreitet, so dass es zahlreiche Initiativen wie „Adopt a Highway“, „Dog Shelter“ oder eben Suppenküchen gibt, die größtenteils von Freiwilligen betrieben werden. Das PPP Programm erfordert daher auch, dass alle Teilnehmer eine bestimmte Anzahl an Stunden dafür aufwenden.
Am darauf folgenden Wochenende entschloss ich mich eine kleine Fahrradtour/Wanderung zu unternehmen, es war einfach bezaubern, am Meer entlang zu laufen und die Sonne zu genießen. Seit ich hier in Sitka bin, lerne ich wirklich jeden Sonnigen bzw. jeden Moment, an dem es nicht regnet, zu schätzen. Wie ein sonniger Tag in Sitka aussieht, könnt ihr euch hier anschauen.
An Halloween lies ich es mir natürlich nicht nehmen, mich auch in denn Bann des Halloween Wahnsinn ziehen zu lassen. Da Sitka, eine richtiger Küstenort ist, gab es natürlich kein Haunted Haus, sondern ein Haunted Ship. Um genau zu sein, handelt es sich um eine Initiative der Coast Guards, die ihr Schiff die Maple, gruselig dekorieren und dann einen durch den Bauch des Schiffes führen. Wenn man das das erste Mal hört denkt man sich ich erschrecke mich da niemals… Wenn man dann jedoch durch einen engen mit Stoff verhängten Gang läuft und dann auf einmal einer die Knochensäge anschmeißt, ist das schon ganz schön eindrucksvoll. Leider habe ich von Innen keine Fotos, hier ein Bild von außerhalb.
Ein Fachkongress ist irgendwie auch immer ein kleines Kuriositätenkabinett. Zumindest war es so in Deutschland. Wiedermal zeigte sich, dass die USA anders ist, denn beim whalefest gab es leider keinen, der im Schottenrock erschienen ist, keinen, der per Anhalter durch die Galaxie zitierte und keine, die sich mit dem Forumsnamen vorstellen. Trotzdem oder gerade deswegen war es auch für nicht Meeresbiologen eine sehr interessante Veranstaltung. Das Whalefest selbst begann am Donnerstagabend mit einer Filmvorführung mit zahlreichen -zum Teil niedlichen- Kurzfilmen zu Themen wie Bären am Strand, Überleben in Barrow oder die „BioBlitz“ Initiative in Sitka. Diese eher seichte Unterhaltung war jedoch ein guter Einstieg für das, was an den zwei darauf folgenden Tagen folgte. Am Freitag, Samstag und Sonntag folgten dann die eigentlichen Vorträge. Die Themen dabei waren was mit einem toten Wal passiert, nachdem dieser auf den Meeresboden gesunken ist, eine Blick auf die Geschichte der Meeresbiologie, fluoreszierende Tiefseetiere. Besonders zuletzt genannter war mein persönliches Highlight, denn es war total eindrucksvoll, welche Farbenvielfalt einige Unterwasserlebewesen haben und diese auch für die Nahrungsbeschaffung einsetzen. Das Whalefest fand übrigens in einem der Gebäude auf dem gleichen Gelände statt, wo sich auch mein Wohnheim befindet.
Das eigentliche Highlight des Festivals ist jedoch die „Cruise“-eine Ausfahrt auf einem Touristenboot. Da ich mir dies natürlich nicht entgehen lassen wollte, versuchte ich am Samstagvormittag noch Tickets für Sonntagmorgen zu bekommen. Alles Ausverkauft. Na toll. Trotzdem fragte ich, ob man mich nicht auf die Warteliste setzen könnte. Knapp zwei Stunden später als ich gerade eine köstliche „Smoked Salmon Soup“ schlürfte erhielt ich dann den erlösenden Anruf, dass noch jemand ein Ticket gefunden hat, das ich kaufen konnte. Am nächsten Morgen machte ich mich voller Aufregung und Vorfreude zum Hafen auf, damit ich auch ja nicht unser zu spät ankomme. An dieser Stelle einen Gruß an meinen sonst so treuen und gelassenen Mitreisenden Markus. Diese diffuse Angst hatten wohl die meisten Leute, da das Boot jedoch über zwei Plattformen im Freien verfügte, konnte man von so gut wie überall einen Blick auf die Wale erhaschen. Ich will gar nicht allzu viele Worte verschwenden, seht selbst.
Hier noch ein kleines, verwackeltes Video, dass die Wale in Aktion zeigt. Bitte entschuldigt das starke wackeln und die „interessante“ Geräuschkulisse, aber glaubt mir, dass es bei Wind, Wellen und voller Fahrt echt nicht einfach war.
Für Sitka Verhältnisse war das übrigens schon ein sonniger Tag. 😉
Nach der Ausfahrt ging es dann zurück zum Forum, wo dann noch ein weiterer Nachmittag ausgeschmückt mit Vorträgen anstand. Gerade als ich es mir so richtig bequem gemacht hatte und mit mich prächtig mit meiner Sitznachbarin über das Boeing Museum in Everett unterhalten habe und sie mir mehrfach mitteilte, dass ich total aussehe wie ihr Enkel (dabei dachte ich immer, ich hätte nur einen Zwillingsbruder ;-)) wurde mein IT Einsatz mit dem Codewort „is Alex in the audience!?“ angefordert. Na toll. Was gibt es schließlich besseres als vor einer Menschenmenge von 120 Leuten unter Zeitdruck PowerPoint Video Probleme zu lösen? Kurz nachdem ich die Bühne betreten habe ging alles wieder; Muss wohl an meiner Aura liegen. Etwas positives hatte es auch: nun kennt halb Sitka Alex 😉
Passend zum Whalefest beschäftigte ich mich die vergangenen zwei Tage mit einer GIS Software (ArcGIS Server und ArcMap) die dazu dient Walwanderungen zu kartografieren und besser zu verstehen. Irgendwie ist es sehr erfüllend, wenn man dazu beitragen kann, diese intelligenten Tiere besser verstehen zu lernen. Einer der besten Zitate vom whalefest war: „the last remaining frontier is the [deep] sea“, denn es drückt doch sehr schön aus, wie wenig wir eigentlich über diesen Lebensraum wissen.
Bitte verzeiht mir, dass dieser Beitrag etwas kürzer als gewohnt geworden ist, jedoch fehlt mir zurzeit einfach etwas die Zeit. Über einen kurzen Kommentar zum Beitrag würde ich mich sehr freuen. Dies hilft sicherlich auch als Motivation für die kommenden.
Gruß Alex