Hallo zusammen,
ich hoffe, ihr habt die Feiertage gut überstanden und den Weihnachtsbraten nun auch verdaut! In meinem heutigen Post berichte ich etwas über mein Weihnachten in Mountlake Terrace im „evergreen“ Staat Washington.
Meine Reise nach Mountlake Terrace begann zunächst mit einem knapp 3,5-stündigen Flug, getreu guter Alaska Airlines Manier machten wir dabei auch wieder eine Zwischenlandung, dieses Mal in Ketchikan. Am Flughafen von Seattle warteten dann bereits Jenny und Brent auf mich, sodass wir unverzüglich auf den Heimweg nach Mountlake Terrace machen konnten.
Nachdem alle Koffer verstaut und alle Haustiere begrüßt waren machten wir uns abends auf um etwas Essen zu gehen und danach noch in den Gottesdienst zu gehen. Da das ganze Essengehen wesentlich länger dauerte als erhofft verpassten wir leider den Gottesdienst. Um trotzdem in Weihnachtsstimmung zu kommen, fuhren wir noch durch die Nachbarschaft um die skurril beleuchteten Häuser zu bestaunen. Eine kleine Auswahl an kitschigen Vorgartenverzierung:
Mein persönlicher Favorit war der Santa Claus im Cabriolet. 🙂
Am 25. Dezember wird in den USA eigentlich erst so richtig Weihnachten gefeiert. Der 24. ist nur Christmas Eve. Den Vormittag verbrachte ich damit, schön aussehende weihnachtlichangehauchte Sterne aus Origami Papier zu falten. Ich kann euch wirklich sagen, dass war sicherlich nichts für Leute mit schwachen Nerven, denn jedes mal wenn ich dachte ich hätte die Anleitung verstanden, stellte ich zwei Schritte wieder fest, dass irgendetwas nicht passte. Nach dem dritten Neubeginn klappte es dann endlich und somit konnte ich Jenny beim Zubereiten unseres Weihnachtsessens helfen: Schnitzel mit Blaukohl und Spätzle. Übrigens war dieses Gericht schon eine Familientradition bevor ich zu Weihnachten kam. So gestärkt konnten wir dann zum nicht unerheblichen Teil von Weihnachten übergehen; den Geschenken. Ich fand es schön, dass die Geschenke erst nach und nach verteilt wurden, da man somit die Chance hat, auch zu sehen, was die anderen für Geschenke erhalten haben. Ich selbst durfte mich auch über ein Souvenir aus Portland, ein Kaffeeset und einem Geschenkgutschein von meinen Gastgebern freuen. Besonders toll fand ich die selbst gemachten Taschenwärmer von Hope (meiner Gastschwester), die ich mit dem Hinweis, dass es in Alaska doch so kalt ist, erhalten habe.
Wenn man mich nach drei Dingen fragen würde, die Amerikaner am laufen halten, dann wären das ganz klar: HBO, Benzin bleifrei und Kaffee. Allein in Downtown Seattle gibt es rund 50 Starbucksfilialen, gefühlt befindet sich somit an jeder Straßenecke einer. Jedoch gibt es einen Starbucks, der alle anderen in den Schatten stellt. Sozusagen Willy Wonkas Kaffeefabrik. Denn neben total leckerem Kaffee, Bagels und Gepäckteilchen wird hier auch der seltene „Starbucks Reserve“ Kaffee geröstet. Von den Profis erfuhren wir dann auch einige Infos zum Rüstungsprozess. Sehr interessant war dabei, dass es nur weltweit zwei Firmen gibt, Entkoffeinierung vornehmen und dabei auch noch zwei fach verdienen. Einmal werden sie fürs entfernen von Starbucks und Co bezahlt und zum anderen wird es dann als Koffein für Cola-Getränke weiterverkauft. Echt clever! Solltet ihr einmal nach Seattle kommen, dann lohnt es sich meines Erachtens auf jeden Fall hier einen Stopp einzulegen, denn die Atmosphäre ist großartig und es gibt sehr viele Details zu Entdecken.
Hier noch einige Bilder aus dem Starbucks Reserve Roastery & Tasting Room:
Wie ihr wahrscheinlich unlängst wisst, habe ich neben einer Begeisterung für Kaffee auch noch eine Passion für Flugzeuge. Daher lies ich es mir natürlich nicht nehmen an der Boing Factory Tour in Everett teilzunehmen. Everett ist Boeings größter Standort, hier werden unter anderem die 747, 767, 777 und 787 Dreamliner hergestellt. Auf meinem Flug von Frankfurt nach New York, hatte ich bereits gelesen wie eine Bestellung und Überführung einer 747-8 (gesprochen 747 Dash 8) abläuft; Den ganzen Produktionsprozess selbst zu sehen war jedoch noch mal um einiges schöner. Leider konnte ich vom Produktionsgelände keine Fotos machen, da dies aus Geheimhaltungsgründen verboten war. Ein paar verrückte Details aus der Führung möchte ich euch dann doch nicht vorenthalten: 1. Der Boing Hangar ist das volumenmäßig größte Gebäude der Welt. 2. Auf dem gesamten Werksgelände gibt es ca 1300 Fahrräder. 3. Es gibt spezielle Tunnel für Fußgänger unter der Produktionshalle. 4. Als die Bauarbeiten am Hangar noch nicht vollständig abgeschlossen waren, bildeten sich Wolken an der Hallendecke.
Unweit der Boeing-Hallen befindet sich das von Microsoft Gründer Paul Allen finanzierte Flying Heritage Museum. Das Besondere an diesem Museum ist nicht nur, dass alle Flugzeuge extrem selten sind, sonder auch flugtauglich sind und somit regelmäßig geflogen werden. Großartig war, dass es Vorort auch einige ehemalige freiwillige Mitarbeiter gab, die die unglaublichen Geschichten hinter einigen der Flugzeugen erzählten. Ich selbst war vom unglaublich guten Zustand und der Vielzahl der Herkunftsländer der Flugzeuge fasziniert, denn normalerweise findet man in amerikanischen Museen fast ausschließlich amerikanische Flugzeuge.
Auf Empfehlung von Jenny machte ich mich tags darauf zu Hans Sausage & Delicatessen auf. Obwohl Jenny mir die Lokalität genauestens beschrieben hatte, entschied ich mich Google Maps die passende Bus Kombination und den Weg raussuchen zu lassen. Nach einiger Zeit und einigem umher irren kam ich dann endlich am Ziel an: Einem winzigen, überteuerten chinesisch-amerikanischer Supermarkt. Na toll. Nach einem weiteren Versuch fand Google Maps dann auch den richtigen Laden namens Hans, sodass mich und die Bastion deutscher Esskultur nur noch 45 Bus Stationen trennten.
Nach knapp einer Stunde war ich dann auch endlich angekommen und ich war erst einmal total baff: Zum einen sah das Gebäude bereits von Außen aus, als wenn es sich im Herzen von Starnberg befinden würde und zum Anderen roch es in der Fleischwaren Abteilung genauso wie beim heimischen Metzger. Ein kleiner Hinweis, in den USA wird Wurst und Fleisch häufig in den Supermärkten vertrieben, einen klassischen Metzger gibt es selten bzw. gar nicht. Auch die restlichen Produkte weckten Heimatgefühle, so entdecke ich scharfen Löwen Senf im bunten Kinderglas, alle möglichen Maggi und Knorr Tütchen und Waldmeister Wackelpudding. Für euch mag das nichts besonderes sein, für mich war es das jedoch sehr wohl. An der Fleischtheke ging es dann wesentlich kultivierter zu, als dies bei so manchem samstags-morgendlichen Einkauf zur Hausfrauen*Hausmann Stoßzeit der Fall ist. Es gab kein Gedrängel, kein Genörgel, jedoch auch keine Gelbwurst. Zuhause angekommen probierte ich dann auch direkt meinen gekauften Fleischsalat und meine Teewurst und was soll ich sagen; Einfach Grandios! An der Kasse begrüßte mich eine Frau, deren Dialekt mir sehr vertraut vorkam. Nach einer kurzen Konversation stellte sich heraus, dass sie ursprünglich aus Neu-Ulm kommt. Manchmal ist es echt verrückt, man ist am anderen Ende der Welt und trifft immer noch Leute, die schwäbisch schwätzen.
Am nächsten Tag machte ich mich dann zum wahrscheinlich besten Kasino in Washington auf, dem Tulalip Resort Casino, das vom gleichnamigen „Tribe“ (mir fällt das passende Wort leider gerade nicht ein) betrieben wird. Es gibt ja leider nicht allzu viele Dinge, bei denen amerikanische Altersgrenzen weniger streng als die Deutschen sind, generell ist Bingo in den USA ab 16 erlaubt und Automatenspiel ab 18. Das Haupt-Casino ist wahrlich sehr groß und stimmungsvoll beleuchtet, all zu lange aufhalten konnte ich mich jedoch nicht, da es dann noch ein separates Kasino für Minderjährige gab. Als folgte ich den vagen Beschreibungen der wenig gesprächigen Damen von der Rezeption und machte ich mich zum wesentlich abgelegeneren und viel kleineren Kasino auf. Die Atmosphäre war eine Mischung aus Bingo-Spieler-Schweiß, einer Menge Zigaretten Rauch und Rentner die verzweifelt versuchten ihre Rente aufzubessern. Stellt es euch einfach so vor: Samstagabend im heimischen Kings Road Pub zu Zeiten, bevor es das Rauchverbot gab. Da ich mir bei den -sehr professionell mit Schweißband und rot-blauen Stickern bewaffneten- Bingospieler chancenlos vorkam (auch die Regeln hatte ich nicht ganz verstanden), probierte ich mein Glück an einem Automatenspiel namens „Mega Meltdown“. Das Einzige das allmählich zusammenschmolz war jedoch mein eingesetztes Kapital. Mit einem verschmerzbaren Defizit von 15$, einer Adrenalin-Achterbahnfahrt später und einer Erfahrung reicher machte ich mich weiter zur nächsten Attraktion. Mein Fazit zum Casino: Es war eine interessante Erfahrung, jedoch habe ich in nächster Zeit keinen allzu großen Nachholbedarf.
Ganz in der Nähe befand sich dann auch ein Premium Outlet, . Die mit Abstand am überfülltesten Läden waren Abercrombie&Fitch und Hollister. Sehr auffällig war dabei jedoch, dass diese oft nur große Größen wie L und XL hatten, für klein gewachsene Menschen somit eher suboptimal. Glücklicherweise hatte der Quicksilver Laden allerlei Größen zur Auswahl, sodass ich mir noch ein Paar stark reduzierte Kleidungsstücke (alle Artikel waren mindestens 50% billiger als vergleichbare online) zulegen konnte.
Auch bereits die Fahrt dorthin war für mich ein kleines Highlight, denn es war mich mein erstes Mal, dass ich auf einer „Interstate“ (in meinem Fall die I-5) gefahren bin, denn wir ihr bekanntlich wisst ist das gesamte Straßennetz in Sitka auf ca. 20 km begrenzt. Die I-5 ist in etwas vergleichbar -mit der bei Amerikanern sehr beliebten- Autobahn, jedoch mit zwei signifikanten Unterschieden: Die Höchstgeschwindigkeit liegt knapp 96 Km/h und sie ist nicht von unzähligen Baustellen übersät. Im direkten Vergleich fühlt es sich an als würde man auf einer idyllischen Landstraße entlang cruisen, denn es gibt keinen, der rechts überholt und niemand der Lichthupe gibt.

Nach sechs einhalb Tagen ging dann auch schon wieder mein Flieger zurück nach Sitka und wie immer ging die Zeit somit viel zu schnell. Aus Kostengründen (ca. $220 Ersparnis) buchte ich zwei separate Tickets, eins bis Juneau (mit Delta) und eins von Juneau bis Sitka (mit Alaska Airlines). Da ich nur sicherstellen wollte, dass mein Koffer auch durchgecheckt wird, machte ich mich „Special Service“ Schalter auf. Nachdem ich nach knapp 45 Minuten endlich an der Reihe war, musste ich mir mir ersteinmal eine endlose Nörgelei über Dolarsnoobs anhören, die sich die Gepäckgebühren sparen wollen. Dass ich mein Gepäck bereits am Vorabend bezahlt habe bzw. auf dem andern Teilstück dann sowieso drei Koffer frei sind, interessierte die Dame herzlich wenig. Nachdem sie widerwillig den passenden Gepäckaufkleber ausstellte, bedankte ich mich höflich und war froh, dass ich ihrer miesen Laune entkommen bin. Generell sind Amerikaner jedoch total freundlich und hilfsbereit. Der restliche Heimflug war total unspektakulär, da ich die meiste Zeit geschlafen habe.
Unglaublich dankbarer bin ich für die schöne (Weihnachts) Zeit und die tollen Erlebnisse, die ich gemeinsam mit Jenny und ihrer grandiosen Familie in Mount Lake Terrace und Umgebung verbringen durfte. An dieser Stelle nochmals vielen Dank für all die Mühen!
Wie habt ihr Weihnachten verbracht? Über einen kurzen Kommentar würde ich mich sehr freuen.
Mehr Updates folgen bald!
Alex