Wir sind das schöne volk

furchtlos durchstreifen wir die großen ebenen

in unseren tagen hat uns das land einssein gelehrt

wir allein atmen mit den flüssen

wir allein hören den gesang der steine

Lance Henson

Zugegeben, als ich erfuhr das Wyoming meine Heimat für 2015/2016 sein wird, hat es mich nicht unbedingt vom Hocker gerissen. Die ersten Schlagwörter die Google mir entgegen spuckte riefen bei mir eher Wellen der Enttäuschung hervor.

Bevölkerungsärmster Staat. Extreme Wetter. Einsamkeit.

Tja, so stellt man sich nicht unbedingt seinen Aufenthalt im „aufregenden“ Amerika vor. Dennoch ist Wyoming ein Teil dieses unglaublich facettenreichen Landes und mit seiner Geschichte dem eigentlichen Amerika wohl näher als manch anderer Staat.

 

Im Überblick

Hauptstadt                            Cheyenne (59.466 Einwohner)

Staatsmotto                          Equal Rights (Gleiche Rechte)

Einwohner                             576.412 (Schätzung 2012) (2,22 E/km²)

republikanisch geprägt

Sehenswürdigkeiten            Rocky Mountains, Grand-Teton-Nationalpark, Yellowstone-Nationalpark, Devils Tower National Monument

 

Die Unendlichkeit des Raumes

Der US-Bundestaat Wyoming liegt im Nordwesten direkt unterhalb von Montana. Außerdem grenzt es westlich an Idaho, südlich an Utah und Colorado, sowie im östlichen Teil an South Dakota und Nebraska. Wyoming gehört zusammen mit den US-Bundesstaaten North und South Dakota sowie Montana zum Indianerland – ein Gebiet von über einer Million Quadratkilometern. Dort, in der großen Ebene zwischen Missouri und Rocky Mountains, ist die Heimat der reitenden Indianerstämme. Die Rocky Mountains, die in Wyoming mit mehreren Viertausendern aufwarten, bestehen aus einer Reihe von imposanten Gebirgszügen, die überwiegend in nord-südlicher Richtung verlaufen und durch zum Teil üppige Ebenen, Täler voneinander getrennt sind. Die tieferen Lagen der Gebirge sind bedeckt von ausgedehnten Kiefern- und Tannenwäldern, in denen Reh, Hirsch, Elch, Braunbär und vereinzelt noch der Grizzly beheimatet sind.

Indianerland

Um die Wende zum 19. Jahrhundert war die Region Lebensraum von über zwei Dutzend indianischen Nationen, darunter mehrere Sioux-Stämme, die Yanktons, Arikaras, Hidatsas, Mandans, Cheyennes, Arapahoes, Comanches, Shoshones, Crows, Assiniboines, Ojibwas, Crees, Gros Ventres, Blackfeet und Flatheads. Nur wenige waren ursprünglich hier beheimatet: Die Cheyennes hatten Ackerbau am oberen Missouri betrieben, während Ojibwas, Crees und Blackfeet als Jäger in den Waldgebieten des Ostens, die Comanches und Shoshones auf den kargen Hochplateaus westlich der Rocky Mountains gelebt hatten. Die Sioux und die Crows waren ursprünglich sesshafte Präriebauern gewesen, die teilweise dem Druck nach Westen drängender weißer Siedler hatten weichen müssen, teilweise aber auch freiwillig ihre traditionellen Lebensformen aufgegeben hatten. Das Pferd, das die spanischen Konquistadoren in die sogenannte Neue Welt gebracht hatten, war in ihr Dasein getreten und eröffnete neue Chance bei der Jagd auf den Bison. Also hatte man sich bald nach 1700 auf der nördlichen Großen Ebene eingefunden und mit den eingesessenen Mandans, Hidatsas und ein paar anderen Stämmen eine den natürlichen und materiellen Gegebenheiten angepasste Gesellschaftsform entwickelt, die auf Jagd, Krieg und Raub beruhte.

Auszüge aus Traumziel Amerika Indianerland: Dakota | Wyoming | Montana Verlag C.J. BucherGmbH, München

Je mehr ich mich im Zuge meiner Vorbereitungen für das Jahr in Amerika mit Wyoming beschäftigte, desto mehr verspürte ich Fernweh und Abenteuerlust in mir. Vermutlich schlummerten diese schon immer gut verborgen in meinem Inneren. Ob die frühkindlichen Prägungen von Karl May, die ersten Versuche als Filmregisseur mit meiner Sandkastenfreundin über die Abenteuer eines Indianers (sogar mit Teil 2!) oder mein erstes Faschingskostüm im Kindergarten als unerschrockene Indianerin ausschlaggebend dafür sind, kann ich nicht abschließend feststellen. Es scheint so, als sei Wyoming das i-Tüpfelchen und für mich der ideale Ort um Amerika und meine eigene Persönlichkeit besser kennenzulernen. Zugegeben, ich bin mir nicht sicher, ob ich mir das vielleicht auch ein kleines bisschen einrede (da ich eine Frau bin, funktioniert das meist sogar ziemlich gut), doch zumindest ist da längst keine Enttäuschung mehr, sondern Vorfreude und Spannung auf ein Jahr im Indianerland.