Angekommen. Das sind zumindest all meine Sachen. Physisch bin ich natürlich auch anwesend. Jedoch hat mich der erste Kulturschock in voller Breitseite erwischt. Powell liegt, wie man hier so schön sagt, „in the middle of nowhere“. Die weite Ebene erstreckt sich direkt vor dem College und seitdem ich hier angekommen bin, blitzt und stürmt es unaufhörlich. Die gerade mal 14 Grad Celsius (!) Mitte August tragen auch nicht unbedingt dazu bei, das ich mich hier gemütlich einleben kann. Das alles ist im Übrigen sehr untypisch für diese Jahreszeit. Und „untypisch“ passt gerade zu allem was ich hier erlebe. Das Collegeleben in den vereinigten Staaten ist Unikat. Der Campus am Northwest College ist riesig und es gibt zahlreiche Aktivitäten, denen man beiwohnen kann. Offiziell öffnet das College jedoch erst am Donnerstag seine Tore. Bis dahin bekomme ich und 15 andere internationale Studenten (ich bin in dieses Jahr die einzige Deutsche) eine Einführungswoche, in der wir alles über das Studentenleben erfahren, Kurse auswählen und Unterstützung bei allen weiteren Angelegenheiten bekommen. Unsere College-Koordinatoren haben echt alles prima geplant und versuchen uns mit verschiedenen gemeinsamen Höhepunkten (am Mittwoch geht’s zu meiner ersten Rodeoshow!) das Ankommen hier in Wyoming zu erleichtern.
Das Essen ist bisher in Ordnung. Jedoch ist fast alles „fried“, dass heißt fritiert oder sehr fettig, sodass mein Magen leider nicht ganz so mitspielt (von den Kalorien mal ganz abgesehen).
Mit der Sprache kam ich bisher ganz gut zurecht. Das Verstehen fällt mir sogar sehr leicht. Die Schwierigkeit besteht darin, sich selbst und seine Gefühle in einer anderen Sprache auszudrücken. In Deutschland habe ich keine Probleme damit Witze zu machen oder Metaphern zu benutzen. Doch hier fällt mir das jetzt schwer. Am verrücktesten spielt jedoch mein Gehirn am Morgen. Ich frage mich was das Mädchen vom Basketballteam dachte, als ich ihr heute früh beim Zähneputzen ausversehen ein „Guten Morgen“ erwidert habe.
Diese Möbel darf ich im Übrigen für das kommende Semester mein eigen nennen. Meine Zimmernachbarin habe ich bisher noch nicht kennengelernt, da sie wie alle anderen Studenten regulär am Donnerstag anreisen wird.
Nachdem ich mich hier mit dem nötigsten einrichten konnte, kann ich mich auch langsam innerlich ein bisschen entspannen. Ich versuche mir jeden Tag stets die positiven Dinge die ich erlebt habe vor Augen zu halten. Auf meinem Schreibtisch befindet sich eine Tafel auf der ich mich mit meinen Zielen für dieses Jahr motiviere. Das hilft unglaublich sehr!