Frühlingsupdate Juneau&Torschlusspanik

Sitka/Juneau

Hallo zusammen,

Die ersten Kreuzfahrttouristen sind bereits wieder in Sitka eingetroffen und mein Blog wartet noch immer auf das viel versprochene Frühlingsupdate. Dies muss schnellstens geändert werden. Da es etwas schwierig ist knapp fünf Monate in einem einzigen Beitrag zusammenzufassen, werde ich mich auf das Wesentlich beschränken.

Neues Jahr, Neue Kurse

Nach der wenn auch kurzen Winterpause war es für mich wieder so weit, ich durfte nochmals Kurse wählen. Wie bereits vergangenes Semester durfte ich die Hälfte meiner Credits „berufsbezogen“ vergeben und die andere Hälfte frei wählen. Aufgrund mangelnder Auswahl und strikter Anforderungen meiner Austausschorganisation fiel meine Wahl auf „Algebra for College“ und „Northwest Carving“.

Die erste Abendeinheit von „Northwest Carving“ ging noch recht unspektakulär mit der Wahl unseres Werkstückes zu Ende. Ich entschied mich für eine traditionelle Tlingit Bentwood Box. Dabei werden zunächst die Kerben in ein Brett geschnitzt und das ganze über Wasserdampf zu einer Box gebogen. Es klingt zwar relativ einfach, jedoch erfordert das Schnitzen einiges an Know-how und Muskelmasse, da wir das meiste von Hand machten. Während meiner zweiten Unterrichtseinheit wurde mir dann auch bildlich klar, wie gefährlich das Ganze ist. Ein Freundin von mir schnitzte sich nämlich versehentlich in die Hand. Das Resultat war eine knapp 5cm lange und 1 cm tiefe Wunde in der Hand und Blutflecken über den halben Raum verteilt. Seit dem war ich dann doppelt vorsichtig. Hier einige Bilder vom Northwest Carving Kurs:

Der Algebra Kurs war relativ unspektakulär, sodass ich ihn nun souverän mit einem „A“ abgeschlossen habe. Auch nach nun knapp zwei Semestern ist das amerikanische Bildungssystem noch immer in kleines Rätsel für mich. Es ist verblüffend wie wenig anspruchsvoll das Ganze ist und wie überfordert trotzdem viele meine Mitschüler waren. Immer wieder musste ich feststellen, dass Allgemeinwissen wirklich nicht die Stärke von Amerikanern zu sein scheint, denn so mancher Kommilitone wusste noch nicht mal wie viele Stunden ein Tag hat oder fragte ob Deutschland ein Staat in Amerika sei.

Coalition of Student Leaders in Juneau

Es gibt wahrscheinlich nicht viel, dass ich lieber mag als um 4:30 Uhr morgens aufzustehen um noch rechtzeitig den 6:00 Flieger nach Juneau zu erreichen. Mir blieb jedoch keine andere Wahl, denn ich stand bereits auf der Liste für das „Coalition of Student Leaders“ Treffen in Juneau. Somit gab es kein zurück mehr. Bei dem Coalition of Student Leaders Treffen handelt es sich um eine Strategietagung der Studentenvertretungen der unterschiedlichen Campusse der University of Alaska. Gemeinsam mit den anderen Teilnehmern aus Fairbanks, Anchorage, Juneau, Kodiak und Matsu haben wir ein langes Wochenende damit verbracht uns auf drei Schwerpunkte für unsere Lobbyarbeit zu einigen, um diese dann am darauffolgenden Montag und Dienstag im Congress in Juneau den Representatives und deren Mitarbeiter zu präsentieren. Wir einigten uns nach ausschweifenden, teils kontroversen Diskussionen auf die Schwerpunkte Title IX Verletzungen, die Finanzierung des UAF Engineering Gebäude (ähnliche Erfolgsgeschichte wie der BER) sowie das wahrscheinlich gravierendste Problem, die Kürzung des Universitätsbudgets.

Dieses Treffen war auch eine tolle Möglichkeit die Donald Trumps Alaskas zu treffen. Teilweise bleibt einem fast die Luft weg, wenn man die verquerten Denkweisen mancher Politiker hört. Meine Lieblingssituation war dabei als eine republikanische Politikerin vom Gott gegebenen Recht auf den Besitz von Waffen sprach. 😀

Eigentlich bin ich ja kein Protestbürgers und Minusmensch und somit war es auch mein erstes Mal, dass ich an einer Demonstration teilgenommen habe. Wir demonstrierten für ein möglichst geringe Budgetkürzung des Universitätsbudgets. Da die University of Alaska eine State-University ist, kann der Gouverneur und der Congress über das Budget der Universität entscheiden. Neunzig Prozent der Allgemeinen Verwaltungsfonds Alaskas werden derzeit aus Erdöl(produkten) erwirtschaftet. Da der Ölpreis derzeit unglaublich niedrig ist und die Erdölproduktion rückgängig ist versucht der Staat Alaska möglichst viel zu sparen. Ein Kostenpunkt dabei ist jedoch auch die Universität.

Hier noch einige Bilder die während dieses Wochenendtripps entstanden sind:

Neben all den politischen und geschäftlichen Terminen gab es jedoch auch noch genug Zeit um Downtown Juneau zu erkunden (mit Stopp bei Heritage Coffee), für einen (Toblerone) Großeinkauf bei Fred Meyer und um mit Obdachlosen abzuhängen.

Ich habe auch noch ein Zusammenfassung des Trips in Englisch verfasst. Wer will, kann sich das ganzer gerne hier durchlesen.

Was sonst noch so passiert ist?

Ansonsten ist natürlich auch noch einiges passiert. Einige der größeren Ereignisse habe ich in separaten Posts zusammengefasst. Unter anderem war ich über Spring Break in Mexico im Urlaub und kurz darauf kamen auch schon meine Eltern zu Besuch. Ansonsten war auch noch Valentinstag samt Goody Grams für German Alex.

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Torschlusspanik

Irgendwie ist es echt etwas verrückt, als ich im August letztes Jahr in den USA ankam, fühlte es sich so an, als ob ich ewig-lange 12 Monate vor mir habe. Mittlerweile realisiere ich so langsam, dass es jedoch mit großen Schritten auf das Ende und somit meine Rückreise nach Deutschland zu geht. Die vergangene Zeit waren unglaublich bereichernde und inspirierende 10 Monate. Ich habe mich persönlich weiter entwickelt, internationale Arbeitserfahrung gesammelt, tolle Orte besucht und das wohl wichtigste; unzählige neue tolle Menschen kennengelernt. Wenn ich nun daran denke dass ich dies alles zurücklassen muss, stimmt mich dies etwas traurig. Daher versuche ich nun einfach die letzten zwei einhalb Monate so gut es geht zu genießen und noch zahlreiche Dinge, die auf meiner Bucketlist sind zu machen.

Wie geht es nach dem USA Jahr für mich weiter?

Wie bereits erwähnt geht es langsam auf das Ende meines Auslandsjahres zu und somit kann ich der Frage „Was machst du, wenn du wieder in Deutschland bist“ irgendwie nicht mehr aus dem Weg gehen. Natürlich möchte ich die Antwort auf diese Frage nicht vorenthalten. Im Oktober werde ich ein Duales Wirtschaftsinformatik Studium an der DHBW Heidenheim beginnen. Eigentlich bin ich sehr froh, dass ich wenigstens in diesem Falll etwas Planungssicherheit habe und somit sollte der Reintegrationsschock hoffentlich nicht allzu groß wird.

Ich hoffe, dieser Beitrag hat euch gefallen. Über euren Kommentar würde ich mich wie immer sehr freuen. Bald folgt hoffentlich auch noch ein Beitrag zum Thema arbeiten in den USA.

Beste Grüße aus dem sonnigen (23 °C) Sitka,

Alex

Veröffentlicht von

Alexander Bilz

Mein Name ist Alexander Bilz, ursprünlich komme ich aus der Nähe von Augsburg, jedoch werde ich im Rahmen des 32. Parlamentarischen Panteschafts Programms ein Jahr in den USA verbringen. Meine zahlreichen, kuriosen und nützlichen Geschichten teile ich hier auf diesem Blog.