Autor: Luisa

Weihnachten ist politisch unkorrekt.

Okay, bevor wir dazu kommen erstmal ein kleiner Rückblick:

Letztes Wochenende stand Thanksgiving erstmal auf den Terminkalender. Dazu hatten wir vom 25.-29.11. Ferien, welche die meisten Studenten natürlich zu Hause verbracht haben. Für mich war es natürlich die erste Thanksgiving Erfahrung, die ich bei meiner guten Freundin Kasi machen durfte. Eigentlich wollten wir nach Montana fahren, aber ein heftiger Schneesturm hat da leider einen Strich durch die Rechnung gemacht. Deshalb haben wir die Feiertage bei ihren Eltern in dem kleinen Ort Pavillion verbracht. Das Haus kenne ich schon, denn zwei Wochen zu vor habe ich bereits ihre Familie kennen lernen dürfen. Kasi und ich haben einen Ausflug nach Jackson unternommen. Die Bilder könnt hier anschauen:

  • Kasi, ich und ihre Freundin Kate

Aber zurück zu Thanksgiving. Als Festtagsessen gab es spontanerweise Elch, den Kyle, Kasis 17-jähriger Brude, selbst erlegt hat. (Jagen ist ja hier in Wyoming ganz großes Thema). Den Tag haben wir dann mit einem Schneespaziergang, amerikanischen Weihnachtsfilmen und Spielen verbracht. Es war super gemütlich und hat mich ein bisschen an die Weihnachtsfeiertage zu Hause erinnert. Thanksgiving ist übrigens immer der letzte Donnerstag im November. Der darauf folgende Freitag trägt den Titel „Black Friday“ und ist DAS Shopping Ereignis des Jahres für die Amerikaner. Da der Schneesturm leider bis dato immer noch stand hielt, sind wir nur in den nächsten Ort gefahren. Den Tag nutzen die meisten Amerikaner um Weihnachtsgeschenke zu shoppen, denn die Preise fallen am „Black Friday“ enorm. Unser Ausflug endete leider in einer Evakuierung. Aufgrund des momentan anhaltenden Terrors, gibt es leider auch viele die sich die anhaltende Angstsituation zu nutzen machen um Chaos zu stiften. Ein anonymer Anrufer hat überall im Staat in den Walmartfilialen angerufen und von einer versteckten Bombe gesprochen. Zum Glück war das ganze nur falscher Alarm, aber es war trotzdem sehr unheimlich.

  • Kasis kleiner Bruder. Er wollte sich unbedingt als Weihnachtsmann verkleiden. Hier sieht man gut wie tief der Schnee war.

Kasi wohnt übrigens in einem alten Farmhaus. Es ist super gemütlich und urig – perfekt für die kalte Jahreszeit. Aporpos kalt: hier in Wyoming kann es schonmal bis zu -50 Grad werden. Momentan sind wir von solchen Extremtemperaturen bisher verschont geblieben. Dennoch bibbere ich bei den momentan anhaltenden -15 Grad.

Das Semester neigt sich langsam nun dem Ende entgegen (letzter Tag ist der 16.12.) und ich versinke in Kunstprojekten. Momentan arbeite ich an meinem Skizzenbuch, welches ich unbedingt noch bis Montag füllen muss (ein paar Beispiele seht ihr in der Bildergalerie).

Dazu kommt noch ein Bewerbungsgespräch, welches ich kommende Woche Donnerstag führen muss. Auf Englisch natürlich, was bisher meine größte Sprachherausforderung darstellt. Ich bin ja schon bei normalen Gesprächen total nervös… Dieses Bewerbungsgespräch gehört zu meinem Abschlussprojekt in meinem „Art Portfolio“ Kurs. Dazu muss ich ein physisches Kunstportfolio präsentieren, meine Website und mein Projekt welches ich Anfang dieses Jahres erstellen musste. Mein Online Portfolio könnt ihr übrigens hier anschauen: www.luisawalter.wix.com/kunstrausch. (die mobile Ansicht ist noch nicht ganz fertig für die, die eventuell gerade ihr Smartphone gezückt haben)

Nächstes Jahr hab ich mich übrigens für die Kurse „Painting“ (Ölmalerei) und „Magazine Design and Production“ (Magazindesign) eingeschrieben. Ich bin schon super gespannt auf das nächste Semester und freue mich schon auf die kommenden Projekte.

Und nun zu dem Titel meines heutigen Blogeintrages:

Das Northwest College ist offiziell „equal“. Das bedeutet, dass niemand wegen seiner Religion, Hautfarbe oder Sexualität diskriminiert werden darf. Klingt an sich ja eigentlich ganz gut. Aber dadurch das Weihnachten orginialerweise ja ein christliches Fest ist bei die Geburt Jesu gefeiert wird, darf am Campus nicht dekoriert werden. (Man könnte ja andere damit diskriminieren, die eine andere Religion praktizieren) Es darf auch offiziell kein „Merry Christmas“ (Frohe Weihnachten) gewünscht werden sondern nur „Happy Holidays“ (Fröhliche Feiertage). Für mich als alten Weihnachtshasen ist das natürlich total deprimierend. Mein Zimmer ist null dekoriert und einen Adventskalender habe ich auch nicht. (Nein ich bin NICHT zu alt dafür!)

Apropos Zimmer: Für mich hat sich jetzt auch eine neue Zimmersituation ergeben. Meine alte Zimmernachbarin ist vor ein paar Wochen ausgezogen. Es gab da ein paar unüberwindbare Differenzen und ich bin ganz froh, dass es so gekommen ist. Da ich nicht nochmal jemanden wildfremden als „roommate“ haben möchte, werde ich ab kommendes Semester zu Kasi ins Zimmer ziehen. Sie selbst möchte ein paar Dollar sparen und zu zweit ist man ja auch weniger allein. Das bedeutet ich werde demnächst auch eine neue Anschrift besitzen! Für die, die es interessiert: schreibt mir eine E-Mail: luisa.walter@nwc.edu

Meinen Geburtstag werde ich übrigens bei meiner Freundin Alex verbringen. Für die Weihnachtsfeiertage hat mich mein Kunstprofessor Mr. Giarrizzo eingeladen. Momentan bin ich noch am abklären wie das organisatorisch abläuft, denn ich habe leider immernoch kein Auto.

Hier gibt es jetzt erstmal ein paar Fotos und damit wünsche ich euch allen eine frohe und besinnliche Adventszeit. Genießt die Zeit mit euren Familien, grüßt mir die Weihnachtsmärkte und bleibt schön warm.

Eure Luisa.

P.S: Übrigens durfte ich für eine Ausstellung am Campus drei Bilder einreichen. Zwei davon konnte ich sogar verkaufen. Das Foto dieses Beitrags entstand übrigens vergangenen Freitag. Wir als internationale Studenten durften ein bisschen weihnachtliches Feeling beim gemeinsamen Schmücken des Weihnachtsbaumes erleben. Eine ehemalige Professorin hat uns dafür in ihr Haus eingeladen. Schweiz, Deutschland, Ukraine, China, Libyen und Chile vereint unterm Weihnachtsbaum.

Population 10

Anders als die Ortseingangsschilder in Deutschland, beherbergen die Informationstafeln hier noch weitere wichtige Infos: Population und die Höhe. Mir hat ein alter Cowboy erzählt man wüsste, dass man sich in Wyoming befindet, wenn die Population keiner ist als die Erhöhung des Siedlungsareals (Elevation).

Das stimmt definitiv. Ich meine, wie viele Dörfer gibt es in Deutschland in denen nur zehn (!) Menschen im Umkreis von 30 Meilen wohnen? Emblem ist einer dieser kleinen schnuckeligen Orte. Hier wohnt eine sehr gute Freundin, die ich vor kurzem in ihrem Haus besucht habe. Wir verbrachten den Tag (ein bisschen wie Bibi und Tina) mit ihren zwei Pferden, ritten aus und genossen die weite Steppe. Für mich einfach traumhaft!

Und wisst ihr was? Es gibt sogar in Wyoming einen Ort, in dem nur eine (!) einzige Person wohnt! Verrückt oder? Vielleicht kann ich diesen Einsiedler ja mal besuchen. Auf jeden Fall wäre ein Foto von dem Ortseingangsschild eine kleine Sensation.

Honeymoon is over

Oh nein, ist es wirklich schon so lange her seit meinem letzten Post? Oh weia!

Nach dem ich die Unendlichkeiten und Schönheiten Wyomings hautnah erleben durfte, hat es mich dann doch ganz schön erwischt! Mit heftiger Grippe und einer Woche langem Fieber konnte ich eine Woche lang nichts anderes tun, als in meinem Bett zu liegen und zu warten, bis der Virus endlich verschwindet. Aber mehr noch als mit den Körperlichkeiten, hatte ich richtig mentale Schwierigkeiten. Nach über einem Monat hier in Amerika hab ich eigentlich auf das erste richtige Heimweh nur so gewartet. Und ich weiß ja nicht wie es euch geht, aber wenn ich krank bin, dann bin ich ziemlich Nähe bedürftig. Mal ganz ehrlich: Wer mag es nicht, sich bisschen bemuttern zu lassen wenn es einem nicht gut geht?

Eben.

Aber das Problem ist, dass ich hier nicht wirklich jemanden habe der mir meine fieberverschleierten Heißhungerwünsche auf Hackepeterbrötchen oder Frischkäseschnittchen erfüllt. Und das ist dann ziemlich doof. Das Essen hier bereitet mir keine Freude mehr, die Oberflächlichkeit der Amerikaner bekam ich hautnah zu spüren und das Studium, die Jobs und der riesen Hausaufgabenberg haben mich einfach überrollt. Vielleicht war eine Pause von allem auch mal ganz gut, um mal wieder in mich hineinzuhorchen. Wo ist die Freude hin? Die Spannung in einem anderen Land zu sein? Oder besser: wo bleibt meine Motivation? Ich fühle mich allein.

Und dann ist dann aber doch der Freund, der mitten in der Nacht mir Medizin besorgt, oder Schokolade, um mich aufzumuntern (auch wenn die hier nicht ganz so vergleichbar ist J). Oder die Freundin, die sich jeden Tag nach deinem Wohlbefinden erkundigt. Ich bin doch nicht allein. Die Honeymoonphase ist vielleicht vorbei, aber ich habe dafür etwas Wertvolles gefunden, was mir das Heimweh und all die verschiedenen kulturellen Schwierigkeiten hier erleichtern: Freunde, die sich um einen kümmern.

Übrigens: Yellowstone war bombastisch! Man kann dieses Naturspektakel nicht in Worten beschreiben, deshalb werde ich nur die Fotos posten. Enjoy :-)

Kurzes Update

Nachdem es die letzten Tage etwas still um mich geworden ist, melde ich mich heute mal in einem anderen Medium. Ich werde kommende Woche ausführlicher werden, doch heute heißt es erstmal Feiertag genießen, denn es ist „Labor Day“. Perfekt um neben den ganzen Stress der letzten Wochen auch endlich mal die Natur Wyomings zu genießen.

Wilder Westen

Angekommen. Das sind zumindest all meine Sachen. Physisch bin ich natürlich auch anwesend. Jedoch hat mich der erste Kulturschock in voller Breitseite erwischt. Powell liegt, wie man hier so schön sagt, „in the middle of nowhere“. Die weite Ebene erstreckt sich direkt vor dem College und seitdem ich hier angekommen bin, blitzt und stürmt es unaufhörlich. Die gerade mal 14 Grad Celsius (!) Mitte August tragen auch nicht unbedingt dazu bei, das ich mich hier gemütlich einleben kann. Das alles ist im Übrigen sehr untypisch für diese Jahreszeit. Und „untypisch“ passt gerade zu allem was ich hier erlebe. Das Collegeleben in den vereinigten Staaten ist Unikat. Der Campus am Northwest College ist riesig und es gibt zahlreiche Aktivitäten, denen man beiwohnen kann. Offiziell öffnet das College jedoch erst am Donnerstag seine Tore. Bis dahin bekomme ich und 15 andere internationale Studenten (ich bin in dieses Jahr die einzige Deutsche) eine Einführungswoche, in der wir alles über das Studentenleben erfahren, Kurse auswählen und Unterstützung bei allen weiteren Angelegenheiten bekommen. Unsere College-Koordinatoren haben echt alles prima geplant und versuchen uns mit verschiedenen gemeinsamen Höhepunkten (am Mittwoch geht’s zu meiner ersten Rodeoshow!) das Ankommen hier in Wyoming zu erleichtern.

Das Essen ist bisher in Ordnung. Jedoch ist fast alles „fried“, dass heißt fritiert oder sehr fettig, sodass mein Magen leider nicht ganz so mitspielt (von den Kalorien mal ganz abgesehen).

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Chips, Bohnen, Mayonese-Nudelsalat und Hühnchen

Mit der Sprache kam ich bisher ganz gut zurecht. Das Verstehen fällt mir sogar sehr leicht. Die Schwierigkeit besteht darin, sich selbst und seine Gefühle in einer anderen Sprache auszudrücken. In Deutschland habe ich keine Probleme damit Witze zu machen oder Metaphern zu benutzen. Doch hier fällt mir das jetzt schwer. Am verrücktesten spielt jedoch mein Gehirn am Morgen. Ich frage mich was das Mädchen vom Basketballteam dachte, als ich ihr heute früh beim Zähneputzen ausversehen ein „Guten Morgen“ erwidert habe.

Diese Möbel darf ich im Übrigen für das kommende Semester mein eigen nennen. Meine Zimmernachbarin habe ich bisher noch nicht kennengelernt, da sie wie alle anderen Studenten regulär am Donnerstag anreisen wird.

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Schrank, Bett, Schreibtisch

Nachdem ich mich hier mit dem nötigsten einrichten konnte, kann ich mich auch langsam innerlich ein bisschen entspannen. Ich versuche mir jeden Tag stets die positiven Dinge die ich erlebt habe vor Augen zu halten. Auf meinem Schreibtisch befindet sich eine Tafel auf der ich mich mit meinen Zielen für dieses Jahr motiviere. Das hilft unglaublich sehr!

Mit Flip Flops in den Mountains

Nach einer wundervollen Zeit in Milan, Illinois ging unsere Reise weiter zurück Richtung Chicago. Dort trennte sich unsere kleine Gruppe abermals, sodass Steffi, Ann-Kathrin und ich uns allein Richtung O’Hare Airport aufmachten. Ann-Kathrins Flieger brachte sie nach North Dakota, wo sie ihr Jahr verbringen wird. Steffi und ich machten uns auf nach Denver, Colorado.

Nach einem furchtbaren Flug und stundenlangen Warterei kamen wir wohlbehalten in der Hauptstadt Colorados an und wurden von unserem neuen Host begrüßt. Nina und Nick leben mit ihren Zwillingen in einer typisch amerikanischen Nachbarschaftssiedlung. Beide haben bereits Austauscherfahrungen während Ihrer Studienzeit gesammelt (Nina hat selbst am PPP von amerikanischer Seite teilgenommen) und deshalb stets eine offene Tür bzw. ein Bett für durchreisende Austauschstudenten übrig. Beide arbeiten für den Staat Colorado (Nina im Office of the Auditor und Nick am Gericht), sodass wir die Möglichkeit hatten, beide Gebäude bzw. Arbeitsplätze kennenzulernen.

Colorado ist eines der Staaten, in welchem Marihuana legal ab dem 21. Lebensjahr zu erwerben ist. Solche Orte sind meist mit einem grünen leuchtenden Kreuz markiert, wie uns Nina erklärte. Für mich ist das ziemlich unheimlich, da ich mit solchen Dingen Gott sei Dank noch nie in Berührung gekommen bin. Man sieht hier allerdings viele Menschen die gerade „high“ sind, oder sich das nächste Päckchen mit Bettelei beschaffen. Von diesen Dingen abgesehen, ist Denver echt sehenswert! Es gibt viele Kunstmuseen und Street-Art die man unbedingt mal gesehen oder besucht haben sollte.

Natürlich ist Colorado bekannt für seine Red Mountains. Deshalb fuhren wir heute nach Boulder, einem kleineren Ort ca. 45 Minuten von Denver entfernt. Boulder ist berühmt für seine Universität und die Menschen die dort leben. Da der Stadt nicht erlaubt ist, das Gebiet weiter zu besiedeln, sind die Preise für Häuser und Wohnungen unglaublich teuer. Denn die Nachfrage ist riesig! Eine der bekannten „Sehenswürdigkeiten“ ist neben den Bergen die Pearl Street. Sie beherbergt eine kunterbunte Mischung aus verschiedenen kleinen Boutiquen, Straßenkünstlern und Abendveranstaltungen.

Zum Schluss haben wir es uns natürlich nicht nehmen lassen, die Berge spontan selbst zu erklimmen. Zumindest einen kleinen. Da wir abends noch zum Dinner eingeladen waren, viel unsere Bergsteigausrüstung eher erbärmlich aus. Mit Sandalen und Flip Flops bewaffnet kraxelten wir bei gefühlten 50 Grad Celsius die staubigen, kakteenbewachsenen Felsen hoch. Belohnt wurden wir mit einem sagenhaften Blick über die Stadt und die Bergtäler.

Erst später bemerkten wir beim Abstieg das Hinweisschild, welches Wanderer vor Berglöwen und Bären warnt. Ich frage mich wie unsere Verteidigungsstrategie ausgesehen hätte. Vielleicht hätten uns die Tiere bei unserem Anblick gar nicht richtig ernst genommen!

Morgen geht’s es zu meinem ersten Baseballspiel! Danach heißt es auch schon wieder Abschied nehmen, denn am Sonntag werde ich endlich (hoffentlich) in Wyoming ankommen.

 

Zwischenstopp Illinois

Nach einem stressigen Umstieg in der Chicago Union Station kamen wir jedoch (anders als erst gedacht) mit vollzähligem Gepäck in Princeton an (Übrigens, das ist nicht der Ort in dem die berühmte Princeton-Universität beheimatet ist!). Wir wurden sehr warmherzig von einigen Älteren Ehepaaren begrüßt, welche zusammen mit anderen Familien und Ehepaaren Community Service für eben solche spezielle Austauschprogramme durchführen. Das heißt, es haben sich 10-14 Gasteltern und -familien bereit erklärt uns für einige Tage aufzunehmen. In meinem Fall handelt es sich um das verrentete Ehepaar Sharon und Ken Heinze, wohnhaft in Milan/ Illinois. Ken und Sharon haben beide deutsche Wurzeln, deshalb hatten wir bisher keine Probleme ein interessantes Gesprächsthema zu finden. Sie haben mich sehr herzlich in Ihrem zu Hause aufgenommen und ich glaube, dass ich in meinem Leben noch nie so ein großes Grundstück gesehen habe. Allein für den „Garten“ haben die Heinzes einen Golfcaddy! Neben einem riesigen Anwesen und zwei größeren Teichen, gehört vorallem Sophia, ein kleiner Hund (Hunderasse?!) zum festen Alltag der Familie. Amerikaner lieben ihre Haustiere! Nach einem klassischen amerikanischen Dinner (es gab Burger), verbrachten wir den Sonntagmorgen erstmal in der Lutheran Church in Iowa. Da die Heinzes nahe an der Grenze und somit am Mississippi River wohnen, ist nur eine halbe Stunde Autofahrt zu bewältigen. Dennoch begann der Gottesdienst bereits um 08:00 Uhr (!). Ich wurde jedoch fürs frühe Aufstehen mit einem leckeren Frühstück in einem Original American Diner entschädigt. Am Nachmittag besuchten Sharon und ich ein Museum, welches sich speziell mit der Geschichte von deutschen Einwanderern in Illinois und Iowa spezialisiert hatte. Laut Sharon leben ca. 50 % der hierlebenden Amerikaner mit deutschen Wurzeln. Das Highlight bildete jedoch der Souvenirshop, in welchem Original Crottendorfer Räucherkerzen und Schwibbögen käuflich zu erwerben waren!

Sharon und Ken haben noch viele schöne Dinge mit mir hier geplant und ich darf auf die kleinen Überraschungen gespannt sein. Am Mittwoch jedoch geht es zurück nach Chicago und dann mit dem Flugzeug nach Denver. Ich bin gespannt, wer und was mich dort erwartet!

New York

New York

Nachdem wir im JFK-Airport sicher gelandet waren und von Cultural Vistas empfangen wurden, ging es auch auf direktem Wege mit dem Bus nach Manhatten. Ich war und bin einfach überwältigt. Diese Stadt lässt sich einfach schwer in Worte fassen. Die Menschen hier sind sehr „busy“ und leben auf der Überholspur. Und das muss man auch, wenn man in dieser Stadt nicht untergehen will! Wer in Manhatten leben will, muss für eine Ein-Zimmer-Wohnung mindestens 3 000$ zahlen. Ein Studium an einer Universität ist mit 70 000$ pro Jahr zu begleichen und für einen Schnellimbiss hat man hier eben auch schnell 20$ ausgegeben (zur Erinnerung: der Kurs Euro/Dollar ist momentan fast 1:1). Leider schafft nicht jeder dieses Leben, deshalb sieht man hier auch viele arme Menschen deren einziges Hab und Gut aus einem ausgeklappten Pappkarton besteht – als Matratze.

Umso dankbarer bin ich, ein Teilnehmer von diesem Programm zu sein und Manhatten in vollen Zügen genießen zu dürfen. Die Freiheitsstatue, den Central Park und den Time Square kann ich zumindest nun von meiner To Do-Liste abhaken. Natürlich hab ich auch viele andere wahnsinnig aufregende Sachen sehen und erleben dürfen. Jetzt heißt es jedoch Abschied nehmen. Ab heute beginnt meine Reise nach Wyoming. Mit Amtrak (Zug) geht es erstmal nach Chicago und dann weiter Richtung Princeton. Dort wartet meine erste Gastfamilie auf mich um mich für vier Tage zu beherbergen. Danach heißt es „Going straight to the Wild Wild West“!

Wurzeln und Flüge

Wurzeln und Flügel

Ich sitze im Congresscenter des Flughafens Frankfurt am Main. Mit mir 74 weitere Teilnehmer inklusive Verwandte und Freunde. Wir werden von Ute Haggenmüller, Koordinatorin des Parlamentarischen Patenschaftsprogramms und Mitarbeiterin der GIZ, offiziell verabschiedet. Ich fühle mich unwohl. Ich habe weder das typische Bauchkribbeln, noch erhöhten Puls. Was ist nur los? Ich kann die Gefühle die ich in diesem Moment habe nicht zuordnen. Wo bleibt die Aufregung und Spannung? Wie fühlt man sich wenn man ein Jahr in einem anderen Land verbringt?

Ute verabschiedet sich von uns mit folgendem Zitat von Goethe:

Zwei Dinge sollten Eltern von ihren Kindern bekommen: Wurzeln und Flügel.

Zwar ist mir dieser Satz nicht unbekannt, aber er bleibt mir nachhaltig im Gedächtnis. Ich glaube, dass ich genau das von meinen Eltern bekommen habe. Sonst hätte ich diese Reise vermutlich nie gewagt.

Nachdem wir den Check-In Schalter passiert haben, sehe ich zu einigen Mädels aus meiner Gruppe. Wortlos lächeln wir uns zu, reichen Taschentuchpäckchen weiter und gehen unseren Gedanken nach. All die guten Glückwünsche habe ich mit auf meine Reise genommen. Einige befinden sich sogar in meiner Tasche. Doch die wertvollsten Geschenke haben wir alle hier gelassen. Sie stehen hinter der Absperrung und winken mir ein letztes Mal mit einem lachenden und weinenden Auge zu.

Ab heute beginnt mein Abenteuer!

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