Nach zwei Wochen Praktikum (eigentlich ist es schon die dritte Woche, aber da wir ja von Freitag bis Dienstag eingeschneit waren und deswegen die Offices zu hatten, eben nur zwei) kann ich sagen, arme Praktikanten. Du quälst dich jeden Morgen in irgendwelche Klamotten, die du normalerweise nie tragen würdest nur um dem Umfeld zu genügen und um ja nicht aufzufallen und trotzdem kann man schon von fern sagen, ob du nur “Intern” bist oder wirklich hier arbeitest. Enttarnt. Ist das nicht traurig? Die Verkleidungskunst scheitert dann eben doch am Businesslook. Das liebe Mädel von nebenan, die kaum in den Stöckelschuhen laufen kann oder der Junge, der viel zu kurze Anzughosen trägt, weil er sie von seinem besten Kumpel borgen musste. Die Haare außerdem mit so viel Öl zurückgekämmt, damit man damit vermutlich ein dutzend Körper vor Sonnenbrand schützen könnte. Und das alles nur um ins Bild zu passen. Es ist ja nicht so, als würde sowieso jeder mit Turnschuhen zur Arbeit laufen, weil die Arbeitsschuhe viel zu unbequem sind um den ganzen Weg darin zu laufen. Aber na gut, man beugt sich eben dem System. Außerdem haben die extra Plastikbeutel, die man bei jedem Einkauf bekommt so auch mal einen gescheiten Zweck.
Schließlich gibt es da ja auch noch die Arbeiten zu erledigen. Und man weiß eigentlich nie so genau ob man die jetzt gut gemacht hat oder total ver…ckt hat. Es gibt keine Kritik. Es gibt nur ein “good job”, wenn überhaupt. Ohje. Armer Praktikant, rauft sich die Haare, zerbricht sich den Kopf und geht fragend zu seinen Mitleidenden. Die haben dann meist auch keine Ahnung. Manchmal fehlen einfach präzisiere Angaben zur Aufgabenerfüllung. Und weil man dem Vorgesetzten ganzen Tag über schon Löcher in den Bauch gefragt hat und nicht blöd dastehen will, gibt man auch irgendwann auf. Man will sich nicht blamieren. Man will doch nur gute Arbeit leisten.
Und wenn dann dieses Stadium erreicht ist, also ich meine das der Hilflosigkeit und der Unzufriedenheit, fängt man an Wege zu finden, um sich anderweitig zu beschäftigen oder Schlupflöcher zu finden. Dann fängt man an sich für alle öffentlichen Vorträge anzumelden, auch, wenn sie dich eigentlich gar nicht mal so interessieren. Beim nächsten Botengang schlägt man noch einen zusätzlichen Gang zur Cafeteria ein und … nein, natürlich mach ich das nicht! Aber man hat schon so seine Gedanken…
Zum Glück gibt es die gute Gesellschaft nach der Arbeit! Und durch Cultural Vistas, haben wir hier auch die Möglichkeit an coolen Veranstaltungen teilzunehmen. Zu Beginn des Praktikums, z.B. waren wir zu einer Happy Hour mit Alumni von allerlei Stiftungen eingeladen. Man lernt Leute kennen. Foundation also die Grundlage schon mal gelegt.
Heute gings dann zu “Exchanges Matter” ein Dialog zwischen verschiedenen Interessensgruppen um zu diskutieren, ob Austauschprogramme wirklich etwas bringen, und wie sie die Gesellschaft und die Politik Amerikas beeinflussen. Es waren allerhand Stellvertreter und Abgeordnete, Organisationen – ja sogar die deutsche Robert-Bosch-Stiftung war vertreten, Austauschteilnehmer, Alumni und Koordinatoren da. https://www.facebook.com/photo.php?fbid=1245748608774347&set=pcb.1245749042107637&type=3&theater (Ich hoffe der Link funktioniert! Wenn nicht müssen halt doch noch paar Bilder folgen :D) Und ich bin sehr stolz auf Deniz, der dann auch das Wort ergreifen konnte und sich nochmal kurz über die Kürzung des Budgets für unser CBYX Program auslassen konnte. Natürlich war es eher eine höfliche Frage, wie man das gerade in dieser Zeit verantworten kann?… Eine wirkliche Antwort gab es leider nicht.
Jedenfalls musste ich dann heute auch wieder feststellen, wie die Zeit hier doch rennt. Sogar die fünf Tage, die wir eingeschneit waren, und die Anna mit Amy, Peter und mir gefangen war, gingen schnell vorbei. Wie ihr ja alle in den Nachrichten lesen konntet, zog der Jahrhundert Blizzard über unsere Straßen. Also kein krasser Sturm jetzt, aber schon einiges an Schnee in kurzer Zeit. Den ersten Abend haben wir dann jedenfalls erstmal erfüllt mit Musik vom Piano, Puzzle und Film.
Der nächste Tag war Anna’s und mein großes Abenteuer. Wir konnten es nicht lassen und mussten den Ausnahmezustand von Nahem begutachten. Also gings ab auf die verschneiten Straßen von Chevy Chase. Wir hatten vor, in den nächsten Laden zu laufen… ist ja nur 10 Minuten weg. Dachten wir. Wenn dir auf dem Gehweg bei jedem Schritt der Unterleib bis zum Anschlag im Schnee stecken bleibt, verwandelt sich ein Spaziergang schnell mal in ein Workout. Wir haben dann aber schnell geschalten und sind auf die der Hauptstraße weitergestiefelt. Wurde ja nicht befahren. Wenn ein Fahrzeug, dann nur ein Truck. Gut für uns. Aber wirklich, ich habe geschwitzt ohne Ende. Und Anna lief sich ne Blase! Prima. Aber wir haben unseren Weg zurückgefunden, auch wenn auf allen vieren. Und weil es so schön war, haben wir das den anderen Tag dann gleich nochmal gemacht. Diesmal waren aber schon Teile der Straße besser geräumt und man konnte sehen, wo man eigentlich hinläuft. War ja nicht mehr nur weiß in weiß. Außerdem war die Stadt diesmal zumindest ein bisschen belebt. Es fuhren nicht mehr nur Schneeräumer und Trucks (die Ladeflächen voll Schnee) sondern auch ein paar Autos. Von öffentlichen Verkehrsmitteln kann natürlich keine Rede sein. Da wurde schon am Freitag angekündigt, dass die bis Montag nicht fahren werden. Und wer denkt das wäre übertrieben, der muss das erstmal erlebt haben. Hier ist niemand auf die Schneemassen vorbereitet. Bis mal geräumt wird, muss man 5 Tage warten… Deshalb waren wir Dienstag echt froh mal wieder mobil zu sein und haben Anna mit dem Auto auf die Straßen geschickt. Didi abgeholt und den Union Market ausgecheckt. Schönes Arrangement verschiedener Produzenten und Restaurants. Das war schön.
Das Wochenende war jedenfalls wunderbar. Es gab viele Themen über die wir uns mit meiner Hostfamily austauschen konnten, zumal Amy und Peter sehr an deutscher Kultur interessiert sind. Daher musste ich natürlich Mamas Apfelstrudel auftischen. Hat mich zwar echt einige Nerven und ziemlich viel Schweiß gekostet aber am Ende hat sichs gelohnt. Mama, dein Rezept kommt einfach überall gut an! :*
Hmmmnamanam, mal sehen, was die letzten Tage hier noch zu bieten haben. White House Tour ist jedenfalls schon gebongt für nächsten Mittwoch!!
BTW, auf Anna’s Blog findet ihr noch mehr Fotos und Infos zu den Dingen, die sonst so abgegangen sind! Z.b. ein Ratatat Konzert! Enjoy http://www.32ppp.de/adingler/2016/01/21/jeff-ich-heisse-jeff/