Hach, die kleinen Dinge im Leben.
Es ist Freitag, 12:26 Uhr. Ich schreib jetzt mal die ersten zwei Zeilen, dann packe ich meine sieben Sachen und fahre mit Nadine nach Madison.
Bis nachher.
So. Der ursprüngliche Plan war das Teil am Abend/Nachmittag fertig zu schreiben. Nunja. Ist halt nicht passiert.
Es ist jetzt Samstag, 12:19 Uhr. Welch Zufall.
Wetter sieht nach Frühling aus, Winter kommt aber bestimmt noch mal rum.

Was ich in letzter Zeit jeden Morgen sehe, kurz nachdem ich aufstehe und durch den Flur, die Treppe hoch, in die Küche schlurfe um Kaffee zu kochen.

Naja, die Farbe ist etwas gelogen. So ein fancy Feature meiner alten Kamera. Sozusagen ein Filter. Nur halt in anders und nicht mit dem Handy aufgenommen.
Sieht eigentlich so aus:

Ist trotzdem arsch schön sowas morgens zu sehen.
Ansonsten wächst mein schlaues Buch immer weiter.
Ist schon ein richtiger Kaventsmann mittlerweile.

Baue momentan auf Arbeit ein nerviges Baggerbett. Hab ich wahrscheinlich schon mal gesagt. Ist eigentlich halb so wild. Aber wir sollen hier ja Deutschland repräsentieren, also beschwere ich mich über Nichtigkeiten und grummel vor mich her.
Hab das Teil die Woche angefangen zu streichen. Beste Kleinigkeit aller zeiten. Die Latexhandschuhe die ich gefunden habe sind schwarz.
Kann nicht so recht erklären warum mich das so freut. Ist aber super!

Donnerstagmittag wurde ich dann vom Bett abkommandiert.
Das eine Dach, das erst im Mai gedeckt wird, soll besser geschützt werden. Ist ja prinzipiell nur mit Dachpappe eingewickelte Spanplatte.
Aja gut.
Chris und ich schnappen uns eine riesige Plane und den Skytrack, ein paar Nägel und Hammertacker. Go.

Witzige Kleinigkeit. Es war windig ohne Ende. Also steh ich da oben auf dem Dach und mach mich klein um möglichst nicht da runter geweht zu werden. Zum Glück hab ich da wenig Angriffsfläche.
War aber eine schöne Arbeit. Und mit Chris arbeiten ist genrell immer angenehm.

So sah das dann halb fertig aus. Alles ordentlich befestigt, sollte bis zum Sommer halten.
So. Hier wäre der Beitrag jetzt vorbei, hätte ich ihn gestern fertig geschrieben.
Das ist Jeff Rosenstock. Der schwitzige Typ auf der linken Seite:

Jeff macht unter anderem Musik mit super Videos, hat ein Label gegründet, Bomb The Music Industry. Dieses Label veröffentlicht alle Albem zu einem Zahl-so-viel-du-möchtest Preis auf deren Homepage, aber natürlich auch auf Platte.
Jeff ist einer von den Guten.
Habe ihn das erste mal (mit Band) in Palatine spielen sehen. Zusammen mit Tiny Moving Parts, PUP und Modern Baseball.
Fand sein Album vorher schon gut, aber so viel Energie. Puh das war schon speziell. Also speziell gut.
Auf jeden Fall ist gestern folgendes passiert. Hatten Karten für ein Theaterstück im Overture Center. Also die komplette Gang aka Familie.
Am selben Abend hat aber auch Jeff ein Solokonzert in Madison.
Und nicht irgendein Solokonzert. Sondern ein Wohnzimmerkonzert. Im Wohnzimmer vom „Chef“ von Strange Oasis Entertainment. Ein paar Freunde die kleine Konzerte in Madison veranstalten.
Der Ort war nicht öffentlich im Internet. Musstest dich bei ihnen melden, dann bekam man eine Adresse mit der Ansage, dass man bitte durch die Hintertür kommen möchte. Aja ok gut.
Plan war:
Theater, dann schnell dorthin laufen (war nur zehn Minuten vom Overture Center entfernt).
Das mache ich auch. Komme an. Hängt ein Fetzen Klopapier an der Tür „Show is sold out“. Fuck.
Naja, trotzdem mal geklopft. Streckt sich ein Kopf raus.
Ich so: Ausverkauft
Er so: Ja, aber er spielt um Punkt 11 ein zweites Set.
Ich so: Ernsthaft?
Er so: Ja (mit einem Lächeln im Gesicht)
Ich so: Okidoke, bin in ner Stunde wieder da.
Er so: Cool, bis nachher.
So oder so ähnlich.
Bin dann wieder durch den Matsch gestapft, hier taut gerade alles.
Wieder hoch Richtung Capitol getigert, Kevin im Genna’s Hallo gesagt. Ein Bier getrunken. Ins Notizbuch gekritzelt. Um halb elf wieder meine sieben Sachen gepackt und Richtung „Greenhouse“ spaziert.
Angekommen, Kippe geraucht, Treppe hoch. Eintritt? Nö. Kann ich euch doch was geben? Ja natürlich. Fünfer in die Hand gedrückt und angefangen Bier zu trinken.
War ja nichts offizielles, also konnte jeder mitbrigen was er oder sie möchte.
Hab relativ schnell meine Umhängetasche leer getrunken.
Konzert ging dann ungefähr 45 Minuten. Zwanzig Leute in einem Wohnzimmer, Jeff nur mit Gitarre und Mundharmonika, ohne Mikro oder Verstärker. Der Boden wackelt, Menschen freuen sich.

Sind dann einen Raum weiter gezogen und die Leute die lieber quatschen wollten konnten quatschen ohne dass es wirklich gestört hat.

Der Typ mit der Kappe im Hintergrund war der Veranstalter, hab leider seinen Namen vergessen. War auch sein Wohnzimmer.
Hab vorher und danach noch etwas mit Jeff gequasselt. Ihn kurz angemacht warum er denn im April in Darmstadt spielt, wenn ich hier in Madison bin. Dann sogar noch mit den Great Cynics im Schlepptau. Der Arsch.
Fand er lustig und hat mich zur Oettinger Villa verhört. Freut sich jetzt ziemlich darauf.
Hab ihm am Ende noch meine restlichen zwanzig Dollar in die Hand gedrückt und mich dann auf den Heimweg gemacht.
Meine Güte war das ein schönes Erlebnis.

Und als Abschluss, zu einem Anlass der nie nicht aktuell ist.
