In meinem letzten Beitrag habe ich über das „Ankommen“ geschrieben. Mittlerweile ist es über drei Wochen her, das ich in Binghamton angekommen bin. Normalität hat sich dennoch noch nicht eingestellt. Langsam bezweifle ich auch das sich diese so schnell einstellen wird, denn alles ist einfach so anders und es gibt so viel zu sehen und zu erleben.

Fangen wir erst mal mit den bürokratischen Pflichten an:

  • die Social-Security-Card (so etwas wie eine Lohnsteuerkarte; Ohne diese Nummer ist nichts mit arbeiten!) habe ich nun,
  • mit meinem Rad bin ich vorerst mobil (die Autosuche hat bereits begonnen, wird aber noch ein wenig andauern),
  • ich besitze meine Student-ID, was bedeutet meine Kurse sind nun alle fix
  • und mein amerikanischer Bank-account ist eröffnet (an dieser Stelle eine kleine Anmerkung zur amerikanischen Banksicherheit: die elektronischen Chips die in Deutschland, die ein Jeder in/auf seiner Karte hat, sind hier noch relativ neu. Für Onlinebanking braucht man keine Tan-Nummern. Und das in einem Land wo Leute gefühlt alles mit Karte zahlen!!!).

Das College

Seit Ende August besuche ich zusammen mit ca. 7000 weiteren Studenten das SUNY Broome Community College in Binghamton. Ich bin die einzige Studentin aus Deutschland, jedoch nicht die einzige internationale Studentin. Insgesamt sind um die 15 Nationen vertreten (darunter Mexiko, Haiti, Venezuela, Columbia, China, Bangladesh,…). Normalerweise sieht das Parlamentarische Patenschafts-programm vor, das die Teilnehmer während dem Studiensemester Kurse im Wert von 12 Studien-Credits belegen. Das Studieren ist in den USA sehr teuer. Besonders im Staat New York, in dem ich lebe. Daher habe ich eine Sonderlösung. Ich kann Kurse im Wert von 6 Credits belegen und zusätzlich noch 500 $ in Continuing Education investieren.

  • SUNY Broome Community College

Das Bildungssystem ist in den USA sehr anders als in Deutschland. Hier macht man seine High School fertig. Alles danach wird dann teuer. So etwas wie ein ausgereiftes Ausbildungssystem wie in Deutschland gibt es hier nicht. Man bekommt die Theorie an einem College oder an Universitäten vermittelt und fängt dann einfach das arbeiten bei verschiedenen Firmen an. Womit wir gleich beim nächsten Punkt sind:

Das Arbeiten

Um zu arbeiten muss man sich wie in Deutschland auch natürlich erst einmal für eine Stelle bewerben. Der große Unterschied hier ist: Den Lebenslauf bloß nicht länger als eine Seite machen und auch bitte ohne Foto. Zertifikate (wie z.B. Zeugnisse)? Werden hier nicht verlangt. Mein Lebenslauf ist bereits aktualisiert. Ich kann also in den nächsten Wochen mit der Jobsuche beginnen. Meinen Job für ehrenamtliches Arbeiten habe ich bereits gefunden. Hier arbeite ich für STAP (Southern Tier Aids Program), die selbe Firma, für die auch meine liebe Hostmum Candace arbeitet. Es handelt sich um eine gemeinnützige Organisation die Menschen in Not, insbesondere Menschen die HIV positiv sind oder AIDS haben, hilft. Meine Aufgabe ist es eine „Food Pantry“ (also eine „Tafel“) einzurichten. Wo momentan nur die Idee ist soll bis Ende Dezember alles soweit fertig eingerichtet sein, das Bedürftige ab dem Jahr 2016 Nahrung von STAP bekommen können. Ich genieße die Arbeit für diese Organisation sehr, da sie meinen Horizont wieder ein Stück erweitert und ich so vielen Menschen helfen kann. HIV / AIDS ist immer noch eine sehr häufig verbreitete Krankheit die über kurz oder lang zum Tod führen wird. Deshalb ist es um so wichtiger gegen diese Krankheit mit Aufklärung vorzugehen und den betroffenen helfend zur Seite zu stehen.

Die Freizeit

Mein Leben hier besteht definitiv nicht nur aus Schule und Arbeit. Es hat so viel mehr zu bieten. Um alles bis ins kleinste Detail zu erzählen fehlt mir leider die Zeit, deshalb an dieser Stelle nur ein paar Eindrücke und Erlebnisse kurz angerissen. Ich erlebe einfach zu viel 😉

  • Candace arbeitet neben STAP auch noch als Schneiderin. Ich lerne in diesem Jahr also auch, wie man mit der Nähmaschine wahre Wunder vollbringt (zumindest vollbringt sie Wunder!). Ab und zu gehe ich mit ihr zu „Identety“, einer Jugendeinrichtung von STAP die ein Zufluchtsort für Homosexuelle, Transvestiten etc. ist. Hier zeigt sie Jugendlichen, wie man Kleidung so abändert das zum Beispiel ein Kleid auch an einem männlichen Körper weiblich aussieht. Außerdem wird Sie für die diesjährige Sweeney Todd Aufführung die Kostüme schneidern. Beim Maß nehmen habe ich ihr geholfen. Bevor´s ins Theater ging haben wir noch das Porch Fest in Downtown Binghamton besucht. Hier spielen verschiedene kleine Bands auf mehreren Veranda.
  • Breakfast at the German Club: Am 7. September (Labor Day, also ein Feiertag in den USA) habe ich den German Club für ein „deutsches Frühstück“ besucht. Unter einem „German Club“ versteht man eine Vereinigung von Amerikanern mit deutschen Wurzeln. Die Meisten waren also leider noch nie selbst in Deutschland und sprechen auch nur einzelne Worte. Mein Dean am College, Mr. Kinney, ist Mitglied in diesem Club. Ich habe ihn bei der internationalen Orientation am College kennen gelernt. Wie sich herausstellte leben in Binghamton nun zwei Leute die aus Fürstenfeldbruck kommen 😉
  • Badetrip mit Jim, Sammy und Bobbin: Jim´s Cousine lebt an einem Wunderschönen und klaren See. Jim ist mit mir dorthin schwimmen gegangen. Sammy und Bobbin hatten wir natürlich mit dabei. Für Bobbin war es das erste mal schwimmen im Wasser.
  • Trip nach New York City um mich mit Marinella, einer guten Schulfreundin aus der Heimat, zu treffen. Gemeinsam haben wir einen schönen Tag am Strand von Coney Island verbracht. Ich muss zugeben, es ist schon ein wenig komisch mit alten Schulfreunden durch New York City zu laufen. Das lustigste war jedoch die Fahrt nach New York City. Ich hatte mal wieder ein Greyhound Ticket gebucht. Der Bus lies mich und die anderen Passagiere erst einmal am Busterminal Binghamton warten. Als er dann endlich kam war nur noch Platz für 8 der knapp 20 wartenden, auf diesen Bus gebuchten Passagiere!!! Tja, wie kommt man nach NYC wenn der Bus keinen Platz mehr für einen hat und man noch kein Auto hat? Die Passagiere tun sich zusammen und veranstalten ihren eigenen Roadtrip! Ich bin also mit anderen Passagieren, die sogar auch auf mein College gehen, nach NYC gefahren!
  • Trip nach Albany: Am 13. September bin ich nochmal nach Albany um Dave und Bridget zu besuchen. Wie bereits berichtet ist Dave ein Firefighter. Und er wurde nun Promoted, was die Familie mit einem großen BBQ gefeiert hat. Nochmal herzlichen Dank für die Einladung und Glückwünsche an Dave.
  • Tiara Tuesday: An einem Dienstag im Monat wird eine Tiara getragen um so auf ein Programm, das Hygieneartikel für HIV-Positive und AIDS-Kranke sammelt, aufmerksam zu machen.
  • Tag mit Candace: Am 16. September habe ich einen Tag mit Candace verbracht. War fast wie ein Mutter-Tochter-Tag (Sorry Mum XD). Erst ging´s zum Frisör Haare schneiden, danach ein wenig shoppen, in´s Kino „Die Minions“ anschauen und letzten Endes ins Theater zum Tanzunterricht.

 

  • Porch Festival in Downtown Binghamton

Generell war ich auch noch ein paar mal in der „Studentenstadt“ Binghamton aus. Für Münchner Verhältnisse ist Binghamton klein, für Emmeringer ist es mit den knapp 75 000 Einwohnern groß. Und das Meiste sind junge Studenten. (Daddy sei Stolz auf deine Kleine…Die lernt jetzt brav Salsa tanzen auf den Partys der Mexikaner ;D)

Wie man sieht bin ich viel unterwegs. Das mit dem Blog ist wirklich anstrengender als zunächst angenommen. Aber ich gebe mir weiterhin Mühe. Der nächste Eintrag wird dann über mein Wochenende als Gast des Oktoberfestes in Cincinnati (Ohio) sein.