Da ich mal davon ausgehe das die meisten denken ich würde hier drüben nichts anderes machen außer Reisen und mein Leben genießen, hab ich mir gedacht ich veröffentliche mal meinen Zwischenbericht. (Und auch das ich ihn mir irgendwann nochmal durchlesen kann, wenn ich die Datei bei einem tragischen Unfall meines Laptops verlieren sollte)
Aber richtig gehört- ab und an muss auch ICH mal „arbeiten“ und meiner „Junior-Botschafter“ Rolle nachkommen. Zu unserem Programm, gehören unter anderem zwei Berichte die wir zu verfassen haben. Gott sei Dank in Deutsch. Der erste (den ihr jetzt vielleicht gleich lesen werdet) ist über die Auswahltagung, das Vorbereitungsseminar in Geisa/New York und die ersten Monate in Amerika. Nummer zwei dreht sich dann über die Arbeitserfahrung (also wenn man dann endlich mal einen Job gefunden hat) und die letzten Tage in Washington. Vielleicht auch über das zweitägige Abschlussseminar in Berlin, aber das weiß ich jetzt nicht so genau. Ist aber auch nicht wichtig. Bin auch zu faul um das gerade zu überprüfen.
An sich dreht es sich in dem folgenden Text, um alles was ich bereits mehr oder weniger in meinem Blog zusammengefasst habe. Leider kann man diesen schlecht der Abgeordneten daheim vorlegen, deshalb eben noch mal neu. Getreu dem Minimalprinzip habe ich mich auch an die vorgeschriebenen (min) zwei Seiten gehalten. Das Pferd springt ja auch nicht höher als es muss. Leider merkt man gegen Ende das mich die Euphorie diesen Bericht zu schreiben, verlassen hat. Wünsche euch trotzdem viel Spaß!
Einmal bitte ins Land der Unbegrenzten Möglichkeiten
Den Fahrtwind der Route 66 in den Haaren spüren, die heiße Sonne Arizonas im Nacken, während man durch den Grand Canyon wandert. Einmal tief durchatmen in der Stadt die niemals schläft. Die vielen hupenden Taxis im Vergleich zu den Abermillionen Insekten die die Nacht im Nationalpark lebendig werden lassen.
Diese Vielfalt von Landschaft, Menschen und Kultur finden man sehr selten in einem einzigen Land vereint. Und genau diese Kultur reizt mich schon seit ich klein war. Mein größter Traum: unscheinbare Dinge wie einmal mit den gelben Schulbussen in die Schule fahren oder einen Burger in einem Dinner essen. Eben den klischeehaften „American way of Life“ erleben. Aus diesen und vielen anderen Gründen wollte ich nach meiner Ausbildung die Chance USA ergreifen. Die Frage war nur: Wie?! AuPair? Work´n´Travel? Da sich beides nicht mit meiner Ausbildung zur Industriekauffrau vereinbaren ließen, sah ich mir verschiedene Möglichkeiten für ein Studium in Amerika an. Allerdings ist das ganze etwas kostspieliger als daheim in Deutschland. Durch eine ausgiebige Internetrecherche stieß ich dann auf das Parlamentarische Patenschaftsprogramm. Das Programm, Schule und Arbeit, schien wie für mich gemacht. Deshalb hab ich auch nicht lange gezögert und verschickte meine Bewerbung. In der Wartezeit las ich Blogs von ehemaligen Teilnehmern und Beträge in Auslandsforen. Seitdem versenden meiner Bewerbung war für mich klar dass ich nichts anderes mehr wollte. Ich musste quasi dieses Stipendium bekommen. Und dann bekam ich auch die Einladung zum ersten Gespräch nach Bonn.
Ich war sehr aufgeregt als ich in Bonn ankam, allerdings hatte ich mir eine ganz andere Stimmung vorgestellt. Hier war kein Konkurrenzdenken, jeder hier hatte den gleichen Traum und würde es einem gönnen. Es hat viel Spaß gemacht andere junge Erwachsene zu sehen die dasselbe Ziel verfolgen. Man hatte gleich eine ganze Menge zu bereden. Selbstverständlich hatten wir uns alle auf das Gespräch, sowie die Tests vorbereitet und trotzdem hatte man Angst davor- schließlich wollte man sein Bestes geben und in die nächste Runde kommen. Eben einen Schritt näher an seinen Traum.
In der nächsten Runde, dem Gespräch mit meiner Abgeordneten Frau Groden-Kranich, konnte ich ehrlich über meine Hoffnungen, aber auch Ängste sprechen. Ob ich Angst vor Heimweh hab? Ich konnte an nichts anderes denken als wie ich meine Kontaktlinsenflüssigkeit über die Grenze bekomme. In dem Moment dachte ich mir: Warum hast du das gesagt? Das Stipendium ist jetzt weg! Aber dann war da Wochen später dieser dicke Umschlag im Briefkasten mit den befreienden Worten: Herzlichen Glückwunsch. Der ganze Bewerbungsprozess hatte 7 Monate gedauert. 7 Monate voller hoffen und bangen (und ehrlich gesagt hatte ich ab und an vergessen das ich noch immer im Auswahlverfahren war). Aber das war nix im Vergleich zu dem was dann folgte. Panik. Du gehst bald für ein Jahr weg. Wieso hast du dich da nochmal beworben? Bist du dir wirklich sicher dass du das machen willst?
Und dann ist da dieser Moment, wo ich einen kleinen netten Herrn am Frankfurter Bahnhof traf, der mich auf das Vorbereitungsseminar mitnehmen sollte. Julian, ein anderer PPP Teilnehmer, hatte mir die ganze Angst genommen. In diesem Augenblick wurde mir klar, du bist nicht alleine. Da sind noch 74 andere Teilnehmer die genauso aufgeregt sind wie du. In den darauffolgenden Tagen konnte ich 25 davon auch persönlich kennen lernen. Ich hätte das niemals für möglich gehalten, aber in dieser einen Woche fand ich Freunde. Freunde die genauso aufgeregt waren wie ich und die es nach der zehnten SMS nicht nervte wenn ich wieder eine Panikattacke bekomme. Sie erlebten nämlich genau dasselbe wie ich. Keiner meiner anderen Freunde konnte das wirklich nachvollziehen, wie denn auch? Sie würden ja nicht ihr gewohntes Umfeld und Familie verlassen.
Auf dem Seminar in Geisa wurden wir auch mit allen wichtigen Informationen versorgt die wir in Amerika brauchten: College, Gastfamilie, Autokauf. Allerdings, was ich viel wichtiger finde, ist der Zusammenhalt der in der Gruppe über die Woche entstanden ist. Du konntest dich privat austauschen und Zeit miteinander verbringen. Einen solchen Zusammenhalt hätten wir in einem Wochenende oder in einer Tagung nie bekommen. Du konntest über Sachen sprechen, die man vielleicht nicht vor der gesamten Gruppe ansprechen wollte. Und trotzdem – Wir haben in unserer Gruppe so ziemlich alles besprochen: Kofferpacken, Gastgeschenke, Abschiedsparty,…. Eben alles was vor der Ausreise noch anstand. Und das auch Wochen nach dem Seminar.
Am Flughafen mussten wir dann alle unseren Familien und Freunde auf Wiedersehen sagen. Überraschender Weise, war das gar nicht so schlimm. Zumindest nach dem ersten Moment. Man flog nämlich mit seinen neuen Freunden in ein neues Abenteuer. Begonnen in New York. Hier passte man bei den Themen noch etwas besser aus als im Vorbereitungsseminar, denn jetzt war es real. Du bist in Amerika. Du wirst jetzt ins College gehen und ja, du brauchst ein Auto. Wie ist das mit Versicherung etc.? Die GIZ und CV haben uns aber mit allen Informationen versorgt die wir brauchen.
Nach dem Seminar in New York, hieß es dann erstmal wieder Abschied nehmen. Die Weiterreise zum Platzierungsort stand an. Ich muss sagen, ich glaube ich hab mit Abstand die beste Homestay Tour überhaupt erwischt. Drei Wochen durch verschiedene Staaten und Städte, und das alles noch bevor es überhaupt richtig losgeht. Bereits auf der Homestay konnte ich die Vielfalt der Landschaft und der unterschiedlichen Einstellungen der Menschen hier in Amerika sehen und Kennenlernen. Vom Beten vor dem Essen, der Tanzen in der Country Kneipe bis hin zum Alternativen Leben in San Franzisco. Ich hatte nie Probleme mit Tickets, den Flügen oder der Kommunikation mit meinen Hosts vor Ort. Alle waren so herzlich und hilfsbereit, ich wusste dass dieses Jahr etwas ganz Besonderes werden musste.
An meinem endgültigen Platzierungsort angekommen ging alles ganz schnell. Autokauf, Social Security Card, College- Es blieb überhaupt keine Zeit sich Sorgen zu machen oder das zu Hause in Deutschland zu vermissen.
Meine beiden Host Allison und Todd sind mittlerweile wie Eltern für mich. Wir essen jeden Tag zusammen zu Abend und schauen uns Filme an. Die beiden kümmern sich so liebevoll um mich, ich würde um nichts auf der Welt tauschen wollen. Daheim in Deutschland habe ich nie Salat oder Bohnen gegessen- Hier mittlerweile ein Running-Gag. Mein Host Dad Todd versucht mich immer wieder dazu zu überreden neues Gemüse zu probieren. Mit Erfolg. Ich bin jetzt groß und esse meine Bohnen auf.
Ich lebe zwar etwas außerhalb von Bellingham, aber genau das macht den Charme hier aus. Ich sehe morgens die Sonne hinter den Bergen aufgehen und kann nachts die Kojoten heulen hören. Landschaftlich ist es hier einfach nur ein Traum und stellt jede Stadt in den Schatten.
Leider, oder gerade weil es mir hier so gut gefällt, vergesse ich des Öfteren mich bei CV (Cultural Vistas -die Amerikanische Seite vom Programm) zu melden. Ich bin dann aber auch nicht überrascht wenn Max mal wieder anruft und fragt ob ich noch lebe. Ich versuche eben die kleinen Probleme des Alltags selbst zu lösen und wenn das mal nicht klappen sollte hab ich ja noch meine Hosts und meinen College Koordinator. Ich rufe wirklich nur im Notfall in New York an. Ich sag dann immer: Mir geht es gut, Ich hab keine Probleme, Ich mag mein neues zu Hause,…. Ich sollte wirklich anfangen ab und an mal Rückmeldung zu geben.
Mit meinem College Koordinator fahre ich regelmäßig auf Ausflüge. Dort leiste ich meinen Community Service ab. Es macht richtig viel Spaß die Landschaft und Städte wie Seattle und Vancouver mit anderen Internationalen Studenten zu erkunden. Einmal war ich mit einer Gruppe asiatischer Studenten essen- es gab Suppe. Irgendwann schaut mich eines der Mädchen an und fragt mich warum ich keine Geräusche beim Essen mache. Am Anfang war ich etwas verwirrt aber sie erklärte mir dann, wenn man in Asien etwas besonders genießt, schmatzt man eben. Ich lerne nicht nur durch meine amerikanischen Freunde die amerikanische Kultur kennen- ich lerne auch durch die International Students so viel neues über Kulturen und Länder, die ich nach Amerika auf jeden Fall auch besuchen und kennenlernen möchte.
Den vorgeschlagenen Betrag von 4000 Euro finde ich ziemlich knapp bemessen. (Man bekommt zwar bei dem Stipendium College, Hotels bei den Seminaren und und und bezahlt, allerdings sind die 4000 Euro ein Beitrag den man selber aufbringen muss. Beispielsweise für den Autokauf, Amerikanische Handynummer etc.) Durch eine lange Homestay-Tour, dem Autokauf und der Versicherung, gibt man bereits am Anfang das meiste Geld aus. Ich denke für Part-Timer die sich schnell einen Job suchen und wieder etwas Geld verdienen reicht das. Für alle anderen, die erst im Januar Geld verdienen können, finde ich es persönlich etwas wenig. Es kommt natürlich auch darauf an, wo man platziert wurde. Seattle zum Beispiel ist definitiv teurer als eine Stadt in North Dakota.
Ich konnte in meinem College zwei Kurse frei wählen, da der Englisch Kurs jedem Internationalem Studenten vorgeschrieben wurde. Ich entschied mich für Marketing und Zumba. Zu dem Zumba Kurs werde ich nicht viel sagen, es ist halt tanzen, was aber auch sehr Spaß gemacht hat.
Sehr lustig fand ich in meinem Englisch Kurs, dass ich wahrscheinlich mit Abstand die schlechteste in Grammatik war. Subjekt, Prädikat,Objekt. (ganz ehrlich das bekomme ich nicht mal in Deutsch hin) Die vielen Internationalen Studenten aus Asien waren fast perfekt in der Grammatik. In der Aussprache hingegen, war ich eine der besten in der Klasse.
Mein Marketing Kurs fand ich sehr interessant. Es war zwar ziemlich viel Wiederholung für mich, da ich das meiste schon durch mein Fachabitur und meine Ausbildung gehört hatte, aber ich denke ich hatte genug Schwierigkeiten mit der neuen Sprache und den neuen Vokabeln das es im Endeffekt genau das richtig für mich war.
Ich denke die meisten sprachlichen Fortschritte bekam ich nicht etwa durch das College, ich denke es war das gemeinsame Abendessen mit meinen Gasteltern. Jeden Abend wurde über den jeweiligen Tag gesprochen, Politik und Kultur- ich konnte dadurch einen völlig neuen Blick auf das Leben in Amerika werfen. Warum reagieren Amerikaner zum Beispiel auf manche Situation anders als Europäer? Ich habe aber auch ziemlich Glück das meine beiden Hosts sehr interessiert und Weltoffen sind.
Auf der anderen Seite, denke ich das mir das englische Fernsehen und Bücher lesen ebenfalls sehr geholfen hat. So konnte ich verschiedene Sprach und Schreibstyle erkennen und für mich selbst nutzen.
Die alltäglichen Situationen die mir am Anfang am meisten Angst gemacht haben, wie im Restaurant Essen bestellen, sind mittlerweile so einfach das ich nicht mehr groß darüber nachdenke. Und selbst wenn mir mal ein Fehler unterläuft, ich hab nette Freunde und eine neue Familie die mir dabei helfen mein Englisch jeden Tag zu verbessern.