Koffer? Ist leer und steht in der Ecke. Ich bin jetzt auch endlich an meinem Platzierungsort angekommen. Bellingham, Washington. 80.000 Einwohner die nur darauf warten mich kennen zu lernen. Nein, Spaß bei Seite- es ist wirklich seltsam durch eine Stadt zu fahren von der man weiß dass es für das nächste Jahr das neue zu Hause sein wird. Aber Allison und Todd, meine beiden Hostparents, sind so lieb, das die anfängliche Angst schnell überwunden war.
Die erste Nacht im neuen Bett? Besser als gedacht. Ich habe hier im Haus mein eigenes Zimmer und Bad. Das Haus ist ein Traum:
Im Moment gibt es einige Dinge die ich noch zu klären habe:
Security Card beantragenHandy kaufen- Volunteer Work finden
- Job/Praktika finden
- Auto kaufen
- Bankkonto eröffnen
Und das alles am besten bevor mein College startet. Naja – könnte schlimmer sein^^
Da ich bereits die vierte Austauschstudentin bei Allison und Todd bin, sind die beiden optimal vorbereitet und wissen ganz genau was, wo und wie überhaupt. Sehr hilfreich.
Allison ist in der Kirche aktiv. Um Geld für zu sammeln, wird einmal im Jahr an Weihnachten eine Art Flohmarkt veranstaltet. Ich weiß, August und Weihnachten? Worauf will die denn jetzt hinaus?! Im Moment trifft sich die Gruppe um Zutaten für eine Suppe oder Chili zu verpacken. Diese Box mit Bohnen und Gewürzen gefüllt, wird am Ende an Weihnachten verkauft. Die Gruppe besteht hauptsächlich aus älteren Damen. In Gensingen würden wir Waschweiber sagen. Sie treffen sich mehrmals die Woche, allerdings ist das mehr Spaß als Arbeit. Ich hab dann geholfen die Boxen zu füllen und zu dekorieren. Keine spannende Arbeit, aber es hat echt Spaß gemacht. Alle waren interessiert wo ich herkomme und was ich hier mache. Altbekanntes Spiel.
Später fuhren Allison und ich noch in die Mall. Ich glaube da werde ich in Zukunft einiges an Geld lassen. Soooo viele tolle Geschäfte (Theresa&Julia- fangt schon mal an zu sparen).
Später am Abend waren wir zum Barbecue eingeladen. Viele fremde Menschen- gutes Essen. Dort waren viele Nachbarn und Arbeitskollegen von Allison und Todd. An sich ein netter Abend. Am Ende allerdings fing auf einmal jemand an ein Lied auf Spanisch zu singen. Nicht sehr gut. Hab mich die ganze Zeit gefragt was das soll und warum er das macht?! Gab doch keinen Grund dafür. Mitten im Lied lief dann der Sohn einer Kollegin weinend und Ohren zuhaltend weg. Mein einziger Gedanke: I know how you feel bro! =D
Sonntags ging es dann in die Kirche zu einem Picknick. Davor war Gottesdienst angesagt. Jipi. Allison meinte zwar ich müsste nicht mit Gehen wenn es mir nicht gefällt, aber es ist eben doch eine gute Möglichkeit neue Menschen kennen zu lernen. Der Gottesdienst war jetzt auch nicht wirklich anders als daheim. Gebete, Psalme, Gesang. Gegen Ende gab es noch Brot und Wein. Wie gesagt nichts Spektakuläres.
Danach folgte aber der blanke Horror. Der Pfarrer fragte ob denn jemand neu in der Kirche sei. Weil ich ja gut erzogen wurde (und auch weil Allison bereits meinen Arm hob) meldete ich mich. Noch nicht so schlimm- hab ich in der Schule ja tausend Mal gemacht. Dann allerdings musste ich mich vor die Gemeinde treten und mich vorstellen. Geil. Und als wäre das nicht noch genug, bekam ich noch den Segen für meinen Geburtstag. Stellt euch das jetzt bitte alle einmal vor. Ich- vor 50 Menschen und sich wie in der Schule vorstellt und dann noch ein Kreuz vom Pfarrer auf die Stirn bekommt. Kirche. Ich weiß ja auch nicht. Ich glaube mir war selten etwas unangenehmer als das. Gehe daheim wenn überhaupt nur an Weihnachten. Eine Freundin von Allison meinte danach ich sah aus wie ein Reh im Scheinwerferlicht eines Autos. Muss also gut ausgesehen haben.
Aber alles halb so schlimm. Die Leute sind unglaublich nett und interessiert. Ich hätte nie im Leben gedacht das ich selbst hier, am anderen Ende der Welt Deutsche treffe würde. Aber die Welt ist doch eben kleiner wie man denkt. Auswanderer oder Leute die durch die Armi in Deutschland stationiert waren und dort lebten.
Wie bereits die Überschrift verrät, werde ich von den meisten hier Maggie genannt. Magdalena kann irgendwie niemand wirklich aussprechen und wenn doch hört sich das echt seltsam für mich an. Muss mich aber erst noch an den Namen gewöhnen. Gestern brauchte Allison drei Anläufe bis ich kapierte das sie mit mir sprach.