Monat: Mai 2016

Memorial Weekend

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Memorial Weekend – für die meisten Amerikaner bedeutet das verlängertes Wochenende und Camping. Daran haben wir uns natürlich auch gehalten. Samstag morgens führte unser Weg über die Grenze nach Kanada in den Banff National Park. 10 Stunden Fahrt (wenn es gut läuft). Ist für uns ja nix mehr nach Yellowstone.

An einem der vielen Tank Stops kam ein junger Kerl auf uns zu und fragte ob wir ihn ein Stückchen mitnehmen könnten. Er war hier in der Stadt um sich ein Spiel anzugucken und seine Freunde sind schon ohne ihn weiter. Ähm Ja?! (weil ich ja davon ausgehen kann das fremde mich mitnehmen werden wenn ich fertig bin?!) Die Kanadier sind wirklich ein lustiges Völkchen. Man hört ja öfters das die super freundlich und nett sind, aber man muss es doch erstmal erlebt haben. Besagter junger Kerl hat ein neues IPhone 6 gefunden, und während wir uns noch über die Karte beugen um den besten Weg zu finden, wird auf dem gefundenen Handy angerufen. Der Besitzer. „Oh yeah dude- ich lege dir dein Handy hier an die Tanke.“ Das wars. Nicht mal IN der Tankstelle, nein, sonder an der Zapfsäule. Wird schon niemand mitnehmen. Ist das zu fassen??!?!? Naja egal- 50 Kilometer weiter waren wir dann bei seinen Kumpels und haben ihn dann rausgeschmissen. Kanada!

Durch einen kleinen Umweg (140 Kilometer!!! Persönlicher Rekord) kamen wir dann auch endlich an unserem Hotel an. Ziemlich verwirrt, da es sich um ein Luxus Conference Hotel handelte, aber gut. Macht ja nix.

Am nächsten Morgen ging es dann zum Lake Moraine. (Bild oben) Meine Güte war das schön! Da wir relativ früh los sind, waren die Berge noch nicht wirklich zu sehen. Der Nebel zog sich nur so übers Wasser und durch die Bäume. Wunderschön war das. Später konnte man dann die Berge und das türkisblaue Wasser richtig erkennen. Die Bilder bringen es leider nicht wirklich rüber- ich hab noch nie so blaues Wasser gesehen. Das hat sogar richtig geleuchtet! Zum Schwimmen ist es allerdings nicht wirklich geeignet, da es selbst im Sommer nur auf 10 Grad kommt. Nach einem kleinen Fußmarsch ging es dann auch noch zum Lake Louise (ebenfalls ein Traum) und anschließend in den Canyon.

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Wir alle kamen aus dem Staunen nicht mehr raus. Ich glaube das war mit Abstand das schönste was ich je in meinem Leben gesehen habe. Die Berge, das Wasser, die Wälder. Jeder sollte man nach Kanada! Schluss aus!

Im Canyon durften wir dann etwas wandern (yeah wandern) um die Wasserfälle zu sehen. Leider hatten wir nicht das beste Wetter erwischt und es fing dann zwischendurch richtig an zu Regnen. Aber das macht ja nix. Ich gehe doch gerne im Regen, bei 3 Grad wandern. (3 Grad- und das Ende Mai. Zum Glück habe ich dem Papa meine ganzen Winterklamotten im März schon mitgegeben- Kanada)

Es hat sich trotzdem mega gelohnt!! Das Wasser hier ist so blau und klar. Wahnsinn!

Nach einer nächtlichen Diskussion über Shopping Kanäle, ging es um halb 5 schon wieder mit dem Auto los. Ich Idiot hatte vorgeschlagen das wir uns ja den Sonnenaufgang über den See angucken könnten. Hätte ich gewusst das die anderen zwei auch noch Ja sagen, hätte ich das garantiert nicht gemacht. Wir dann also im dunkeln Richtung See und warten bis die Sonne aufgeht. Es verschlägt einem echt den Atem. Unbeschreiblich schön.

Auf dem Weg zum Frühstück konnten wir es immer noch nicht fassen. Die Landschaft ist wirklich nicht von dieser Welt (ich weiß, ich wiederhole mich aber es ist wahr!) Das einzige was uns alle etwas enttäuschte- wir haben weder einen Bären, noch einen Elch gesehen. Blödes Wild Life.

Als würde die Natur dann noch über uns lachen, lag dann mitten auf der Straße Bären- ähm sagen wir mal Mist. „Dann kannst du wenigsten sagen das du Bärenschei*e gesehen hast“  Davon kann ich mir auch nix kaufen Christian! Und dann geht er voll in die Eisen- keine 30 Meter vor uns ein ausgewachsener Grizzly. OH MEIN GOTT! OH MEIN GOTT! Motor aus, genießen. Während der kleine Bruno in aller Ruhe frühstückt, drehe ich im Auto total ab: EIN BÄR! EIN BÄR! OH MEIN GOTT EIN BÄR! Als hätten Broti und Annika das nicht selber gesehen. Ich wollte sie ja nur darauf hinweisen!

Im Schritttempo sind wir dann an ihm vorbeigefahren und Broti hat dann dieses tolle Bild gemacht:

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Immer noch voller staunen, ging es dann erstmal zu Tim Hortens frühstücken. Doughnuts, Bagel- was will man mehr? Leider war unser Wochenende da auch schon wieder rum. Die Zeit hat vorne und hinten nicht gereicht!! Ich muss definitiv wieder kommen!

Auf dem Rückweg ist dann leider an meinem Auto ein Reifen geplatzt. Mein süßes kleines Biebermobile. Zum Glück hatten wir den Christian dabei! Als könnte in mitten auf dem Highway einen Reifen wechseln. Stellt euch das mal bitte vor!

Da ich mit meinen super, mega Sprachkünsten die Landschaft hier überhaupt nicht beschreiben kann, hier wieder mal ein kleines Video. Ich habe versucht, die schönsten Fotos für euch rauszusuchen!

JD und Turk

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So viele Selfies gab es noch nie!

Wie man auf dem Bild unschwer erkennen kann, hatte ich Besuch aus Phoenix. Die liebe Didi kam über das Wochenende zum Besuch.

Von Football über Disco bis hin zum Ballett war alles dabei. Aber fangen wir mal von vorne an:

Didi kam Donnerstagnacht an- ich also nur im Schlafanzug zum Flughafen gedüst. Sieht mich ja eh keiner. Hab ich gedacht. „Ich muss noch auf mein Gepäck warten- Wo bist du?“

Na super. Ich also in Jogginghose, Seahawks Shirt, Brille und Pferdeschwanz in den Flughafen. Man könnte jetzt meinen das mir das unangenehm wäre. Ist es auch. Allerdings nur bis man sich umguckt- hab ganz vergessen das ich ja hier in Amerika bin und das eh keinen interessiert. Sehen eh alle viel schlimmer aus als ich. Ich hatte immerhin noch richtige Schuhe an! Egal- Didi freudestrahlend am Gepäckband angeholt und los.

Da ich leider Freitags nochmal arbeiten musste, ist Didi dann erstmal alleine losgezogen. Ist ja schon groß. Am Abend dann schnell heim, fertig machen und ab nach Downtown. Mit Phoenix kann Bellingham jetzt nicht unbedingt mithalten, wir hatten aber trotzdem Spaß.

Allerdings nur für kurze Zeit. Ich fühl mich generell nicht so sonderlich wohl im Hip Hop Clubbs, aber mit Didi dabei wird das dann wirklich zum Albtraum. Sie schwingt ihr Hüften und lässt den Hintern kreisen und ich steh da neben dran. Ich sehe ja sonst schon ziemlich bedeppert aus auf der Tanzfläche, neben Didi fällt das dann aber halt noch mehr auf als sonst. Yeah weiße Mädchen die auf Gangster machen. Kann ich!

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Am nächsten Morgen ging es dann nach Seattle Sightseeings gucken. Yeahhh das mache ich ja erst zum zwölfmillionsten Mal! Aber für die liebe Didi mach ich das doch gerne! Und Seattle hat sich natürlich wieder von seiner besten Seite gezeigt- nicht nur das die Sonne geschienen hat, wir zwei sind dann auch plötzlich mitten in den Dreh zu keinem geringeren Film als „50 Shades of Grey“ reinspaziert.

„Kommen wir jetzt ins Fernsehen?“

Erstmal wie so zwei Idioten breit grinsend am Rand gestanden und nicht wirklich kapiert was abgeht, bis dann der Audi um die Ecke gerast kommt. Uiiiiii. Spaß bei Seite – Wir müssten trotzdem hier mal durch. Haben schließlich noch Karten für das Seahawks Stadion.

Sobald das Stadion in Sicht kam, gab es kein Halten mehr- 4 t-Shirts und 5 Mützen später darf der größte Fan der Welt in die Nähe der Spinte. Aber halt nur in die Nähe. Die Tür ist abgeschlossen. Aber Didi ist ja schließlich Didi- da wird eben durch den Türschlitz ein Bild gemacht (Sind halt trotzdem nur die Schließfächer zu sehen). Nach ein paar Suiten (für 20.000 pro Spiel) und ein paar netten Fakten über das Stadion und das Team (die Warteliste für Dauerkarten liegt bei 100.000- Trainingslager bei 250.000 (Die Amis sind schon verrückt was Football angeht)) war das ganze dann auch wieder vorbei. Ich glaube ich hab die Dezire noch nie so glücklich gesehen wie zu diesem Zeitpunkt. Wie ein Kind im Süßigkeitenladen.

Abends ging es dann noch für uns beide ins Ballett (Alice im Wunderland) und danach mit mit zwei Flaschen Wein vor den Fernseher. Es wurde gequatsch, gelacht und Gefuttert. Wie sich das halt so für ein Mädelswochenende gehört.

Den Bericht schließe ich mit Didis Worten ab: „Ich könnte grad jemanden ankotzen!“

Schönes Wochenende war das!

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nasenbär in washington

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Das Beste kommt eben (fast) zum Schluss

Nach der mehr oder weniger enttäuschenden Arbeitsfreien Woche, hatte ich allen Grund mich auf das Wochenende zu freuen. Der Julian kam zum Besuch. Yeaiihhhhh. Ich also Donnerstagabend ganz hibbelig nach Seattle an den Flughafen gedüst „Ich lande um halb 11“ Ja gar kein Problem- das bekomme ich hin. Am Flughafen dann angekommen, hab ich erstmal verdutzt auf die Tafeln geguckt. Da steht ja nix von Chicago- Was ist denn hier los? Natürlich nur um auf Nummer sicher zu gehen, war ich dann auch irgendwie eine Stunde früher am Flughafen. Ich war felsenfest davon überzeugt, dass ich zur richtigen Zeit losgefahren bin. Sehr seltsam. Muss am Verkehr gelegen haben. Garantiert nicht an mir!

Nach einer Stunde Däumchen drehen und einer mehr oder weniger verwirrenden Zugfahrt, stand er dann auch vor mir. Der Julian. Ich wiederhole: Yeaaiii. Und was macht man wenn man sich seit vier Monaten nicht mehr gesehen hat? Richtig- man fängt an zu diskutieren, sich zu piesacken, zu hauen,… all das was man so an der anderen Person vermisst hat.

Da Julian eben nachts angekommen ist und eher wenig von der tollen Natur hier oben gesehen hat, ging es am nächsten Morgen direkt in die Berge. Yeah Berge. Diese Begeisterung schrie der Herr auch bei jeder neuen Entdeckung raus: Yeah Berge. Yeah Bäume. Yeah Wasser. Mein Trommelfell ist beinahe geplatzt.

Oben auf dem Berg dann angekommen (Yeah Schnee), stapften wie erstmal etwas durch die Schnee. In Shorts. Und Nike‘s. Denke ich brauche nicht erwähnen das das nicht die besten Wanderschuhe sind. Gerade im Schnee. Aber der Julian lässt sich doch von so ebbs Schnee nicht behindern, nein. Da rennt und läuft und springt er durch den Schnee. Meine Begeisterung hielt sich eher in Grenzen. Erst recht, als ich meine Zehen nicht mehr spüren konnte. Also schnell wieder ans Auto, in die Sonne und die Socken im Fahrtwind trocknen lassen.

Abends sind wir dann noch mit Tammy in der Stadt gewesen. Da gab es dann auch die ersten peruvian beer fucker für den Besuch aus Madison. Kurz zur Aufklärung: Das ist Bier mit Orangensaft und einem Shot Captain Morgan. Ich weiß was ihr denkt, Julian hat auch erstmal skeptisch geguckt, ist aber sehr gut!

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Mit leichten Kopfschmerzen ging es dann am nächsten Morgen nach Vancouver: KANADA YEAH. Zum Glück musste ich diesmal nicht die gewöhnliche Sightseeing Tour durchziehen, weil 1. Sind wir mal ehrlich, ich bin nichtsonderlich gut in sowas und 2. Interessiert das Julian eh nicht. Stattdessen sind wir in Second-Hand Lände, Comicbuchläden und zum Hafen gelaufen.

Zum Essen gab es dann diese Kanadische Spezialität ↑ 

Ich hab leider den Namen schon wieder vergessen. Das sind Pommes mit Käse und Bratensoße. Natürlich gibt es dann auch noch fancy Greationen wie mit Bacon und Mac´n´Cheese oder halt Cheesburger. War auf jeden Fall richtig richtig gut! Bekomme sowas natürlich erst am Ende von meinem Jahr hier erzählt.

Am Abend dann das gleiche Spiel- ab ins Cambie. Das ist so die Bar die es uns (der Washington Gang) in Vancouver etwas angetan hat. Julian macht natürlich direkt wieder Freunde und ich versuche Gesprächen aus dem Weg zu gehen. Kein Wunder das wir so ein gutes Team sind!

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Zum Abschluss fuhren wir dann noch zur suspension bridge. Das ist eine Hängebrücke mitten im Wald. Super schön, allerdings nur wenn man keine Höhenangst hat. Hab ich ja zum Glück nicht. Also so überhaupt nicht. Null.

Bin dann den gesamten Weg mehr oder weniger über die Brücke getappt- Julian hinter mir am lachen und vor mir eine Gruppe Asiaten die ich am liebsten von der besagten Brücke geschmissen hätte, hätte ich mich nicht am Tau festhalten müssen. Was bleiben die denn aber auch alle drei Meter stehen um Selfies und Videos zu machen. Merken die nicht das das Ding auf dem wir stehen wackelt und wir alle sterben könnten????

Beim zweiten „Cliff Walk“ war ich dann auch raus. SOwas gebe ich mir nicht zweimal. Dann warte ich lieber beim Ausgang. „Das ist alles nur halb so schlimm“  Ja, natürlich.

Nach vier Tagen Dauerdiskussion und der frage: „Warum seit ihr zwei eigentlich Freunde“ ging es für Julian auch wieder Richtung Wisconsin. Allerdings nicht ohne vorher mal über unseren Roadtrip zu sprechen. Der Starten nämlich schon in knapp einem Monat. Unglaublich. Gemeinsam mit Sarah, Richard, Lorenzo und Moe fahren wir im SoccerMom Minivan durch Amerika. Natürlich haben wir noch nix gebucht und auch nur so einen groben Plan. Ich freue mich trotzdem riesig darauf.

 

Hier die Seite vom Julian- der kann ich euch sagen wie das Essen heißt!

Alex Bellinghausen

Von den blauen Bergen kommen wir

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Es ist jetzt keine Überraschung mehr das Arbeitstechnisch in Amerika einiges anders läuft. Da kann es dann auch mal vorkommen, dass die Chefin einem eine SMS schickt und dich für die Woche abbestellt. Super! Mal abgesehen davon das ich jetzt kein Geld verdiene, ist es auch verdammt langweilig wenn alle anderen Arbeiten sind oder im College.

An jedem anderen freien Tag hätte ich wahrscheinlich daheim gehockt, Netflix geguckt und Ben und Jerrys Eis gegessen- kann man aber nicht machen wenn nur noch zwei Monate vom Abenteuer USA übrig sind. Natürlich habe ich noch einiges auf meiner Liste und werde wohl oder über nicht alles schaffen können bevor ich die Heimreise antreten werde, aber man kann es ja versuchen. Und wenn nicht muss ich halt wieder kommen!

An meinem ersten (unfreiwilligen) freien Tag, ging es zum Diablo Lake. Sehr schön war das. Viele Berge, viele Bäume und der See. Die Fotos werden der Natur hier wieder einmal nicht gerecht.

Nachdem ich dann erstmal bisschen durch die Gegend gedüst bin, hab ich mir dann irgendwo einen netten platz gesucht und mich mit meinem Buch hingelegt. Vorteil wenn es mitten in der Woche ist- keine Menschenseele war da! Hatte zum ersten und wohl letzten Mal in meinem Leben einen kompletten See für mich alleine. Da hört man dann auch die die paar Vögel im Hintergrund und den Wind durch die Bäume rauschen. So friedlich war es bei mir schon lange nicht mehr.

Paar Stunden später ging es dann auch schon wieder heim.

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Final Report – Abschlussbericht

In mühevoller Kleinarbeit ist dieses Prachtstück in einer stundenlangen und aufwendigen Prozedur entstanden. Viele Opfer wurden gebracht und Leben zerstört, aber hier ist er! Mein Abschlussbericht! Mein Jahr hier ist nämlich schon fast rum. Kaum zu glauben, wo sind denn die letzten Monate geblieben?

In einem Moment stehe ich noch vor der Freiheitsstatur in New York und im anderen, sage ich bereits meinen Host Eltern auf Wiedersehen! (OH GOTT! Allein wenn ich jetzt daran denke muss ich ja schon direkt losheulen! Nein, Maggi, alles gut- du hast ja noch drei Monate. Durchatmen- durchatmen. puhhh)

Seit dem Zwischenbericht ist wieder so einiges in meinem Leben passiert und das Interessiert natürlich nicht nur meine Eltern (Die das ja auch irgendwie müssen), sondern auch meine Organisation in Deutschland. Deshalb hat sich genau diese, wieder etwas schönes für uns Stipendiaten einfallen lassen, um uns noch ein letztes Mal zu triezten. Ein Abschlussbericht- nein, ist das nicht was feines. Sowas machen wir doch gerne. (Bisschen Paradox, weil ich es wirklich geschafft habe, das gesamte Jahr über einen Blog zu führen, schreiben, (Selbst High-Five) allerdings wenn man sowas ja machen muss, macht das ja auch gleich viel weniger Spaß! Wie damals in der Schule)

Wie bereits beim Zwischenbericht, habe ich mich an die vorgeschriebene Mindestlänge gehalten. Mehr oder weniger. Zeilenabstand und Schrift machen es Möglich! Viel Spaß!

„Das letzte Jahr beschreiben

Diese scheinbar einfache Aufgabe, verlangt mir doch so einiges ab. Wo soll man nur anfangen? Wie soll man jemanden daheim erklären, wie es sich anfühlt, den Koffer im neuen zu Hause auszupacken? Das erste Mal in einem fremden Bett zu schlafen und am darauffolgenden Morgen mit fremden Gesichtern zu frühstücken? Auf eine neue Schule zu gehen, neue Freunde zu finden und eine fremde Sprache dabei zu sprechen? Wenn man das erste Mal auf dieser Sprache träumt? Wie soll man beschreiben, wie einem das Herz anfängt zu rasen, wenn man das erste Mal zu einem Vorstellungsgespräch geht? Das Gefühl beim ersten Arbeitstag in einem neuen Umfeld? Der Moment, in dem man vor lauter Hektik mit seinen Co-Workern auf Deutsch spricht?

Am Anfang wurden wir davor gewarnt einen Kulturschock zu bekommen, allerdings konnte uns niemand auf diese kleinen Momente vorbereiten. Diese Momente, in denen man über seinen eigenen Schatten springen muss. Man wächst an Aufgaben und Situationen, Verändert sich, Entwickelt sich. Es sind diese kleinen Momente die so ausschlaggebend sind und die man trotzdem nicht erklären kann. Aber man kann es ja versuchen!

Angefangen bei der Jobsuche. Dort ist bei mir eigentlich so alles schiefgelaufen, was schieflaufen kann. Die erste Firma ging Insolvenz ohne mir Bescheid zu sagen, sodass ich im Januar erstmal ohne Job da stand. Das war einer, der nicht so ganz tollen Momente. Die zweite Firma, wollte trotz mehreren Aufklärungsversuchen, mein Visum nicht anerkennen.

Nach unzähligen und erfolglosen Bewerbungen in Büros, Firmen und Organisationen, konzentrierte ich mich deshalb auch dann auf alle Supermärkte, Fast-Food Ketten und Minijobs in einem 50 Meilen Radius. Die bitte Enttäuschung: Selbst da konnte ich keinen Job für mich finden, denn niemand wollte mich für diese kurze Zeit einstellen. Verständlich, wer möchte schon jemanden Wochenlang einarbeiten, wenn diese Person in vier Monaten wieder die Heimreise antritt. Es war dennoch sehr frustrierend.

Nachdem ich die Hoffnung schon längst aufgegeben hatte, fand ich Ende Februar einen Job in einem Immobilienmaklerbüro. Das war ein sehr Euphorischer Moment. Ich freute mich natürlich nicht nur über meinen Job, sondern auch darüber, dass sich mein neuer Aufgabenbereich im Büro abspielte.

Dieser umfasste die Betreuung von Immobilien, die Abrechnung in der Buchhaltung, Marketingaufgaben und die Persönliche Assistenz von meiner Chefin.

So lernte ich nicht nur ein völlig neues Abrechnungsprogramm kennen, sondern auch das Prozedere auf dem amerikanischen Immobilienmarkt. Ganz anders wie in Deutschland, entscheiden sich viele Amerikaner dazu in Communities zu leben.

„Eine Community beschreibt einen geschlossenen Wohnkomplex mit verschiedenen Arten von Zugangsbeschränkungen. Die Größe von Communitys variiert von einzelnen bewachten Appartementblöcken bis hin zu großflächigen Siedlungen mit über 100.000 Einwohnern mit eigener Infrastruktur wie Einkaufsmöglichkeiten, Gemeinschaftseinrichtungen, eigenen Schulen und Krankenhäusern und sogar eigenen Bürozentren und Arbeitsstätten.“

Zu meine Aufgaben gehörte es, unter anderem, eine kleine Community von etwa 300 Häusern zu betreuen. Darunter fielen das Bearbeiten von Zahlungseingängen und die Kundenkommunikation. In einer Wohngemeinschaft wie dieser, müssen sich natürlich alle Bewohner an vorgeschriebene Regeln halten. Wie darf ich mein Haus streichen? Wie hoch darf das Gras wachsen? Wo stelle ich meine Mülltonnen ab? Und vieles mehr. Bei Nichteinhalten der Regeln, muss sich der Anwohner vor der Gemeinde rechtfertigen und gegeben Falls mit Sanktionen rechnen.

In meiner alten Firma habe ich mich bewusst für das Marketing und gegen den Vertrieb entschieden, da mir Kundenkontakt, meiner Meinung nach, nicht sonderlich liegt. Beste Vorrausetzungen also um nun eine Gemeinschaft zu betreuen. Zu Beginn fiel es mir auch sehr schwer mit verärgerten Kunden zu sprechen oder offene Rechnungen einzufordern. Das war eher der unangenehme Teil der Arbeit, allerdings wurde das mit der Zeit auch immer einfacher.

Auf der anderen Seite, durfte ich Willkommenspakete erstellen, Regelkataloge ausarbeiten und neue Verkaufsschilder für die Agentur entwerfen. Alles in Allem war es eine sehr abwechslungsreiche Tätigkeit, die mir in mancher Hinsicht sehr viel abverlangt, aber auch vieles neues Beigebracht hat.

Auch wenn ich jetzt glücklich bin mit meinem neuen Job, würde ich jedem neuen Teilnehmer empfehlen seine Erwartungen zurückzuschrauben. Die ersten Monate ohne Arbeit waren sehr deprimierend. Natürlich hat man Ansprüche und möchte die Organisation, aber vor allem sich selbst nicht enttäuschen. Allerdings kann man den deutschen und den amerikanischen Arbeitsmarkt auf keinen Fall miteinander vergleichen. Einige Programmteilnehmer, haben sich bereits vor dem Jahr ein Praktikum gesucht und sind dann währenddessen noch für den Job umgezogen. Natürlich habe ich in den ersten Monaten auch darüber nachgedacht, gerade wenn man eine Absage aus dem Nächsten McDonalds erhält. Ich bin jedoch so glücklich in meiner Gastfamilie und meinem Platzierungsort, dass es für mich überhaupt nicht in Frage kam.

In dem letzten Jahr ist Bellingham zu meinem zweiten zu Hause geworden. Ich bin hier zur Schule gegangen, war arbeiten und habe neue Freunde gefunden. Meine beiden Gasteltern, die wohl beiden tollsten Menschen der Welt, haben mich mit offenen Armen empfangen und ihr zu Hause für mich geöffnet. Wie meine Eltern daheim, standen sie mir immer mit Rat und Tat beiseite und haben mich bei allen Lebenslagen unterstützt. Hierfür werde ich den beiden auf ewig dankbar sein, denn sie sind der eigentlich Grund warum mein Jahr hier zu etwas ganz besonderem wurde.

Nach dem Jahr USA geht es für mich weiter an die Fachhochschule zum Studieren. Vor meiner Abreise, war ich mir ziemlicher sicher, dass ich mir danach einen Job suchen würde. Studium? Ich? Niemals!

Wenn man jedoch so die letzten Monate resümiert, stellt man fest wie sehr man sich weiterentwickelt und verändert hat. Ich möchte einen Schritt weiter gehen und freue mich auf das nächste Abenteuer.

Donald Trump

 

Vote for trump because he will make america „great“ again

Er wird alle Jobs ins Land zurück bringen, Alle Illegalen Einwanderer rausschmeißen, die Schulden senken etcetera pp. Natürlich ist das alles nur durch eine Mauer um Amerika herum zu realisieren. Die baut er auch ganz alleine mit seinen Baby Hands. Donald Trump. Kein anderer Präsidentschaftskandidat polarisierte mehr und naja, beleidigte wie kein zweiter Gegenkandidaten, Frauen und Nationen. Er ist halt schon etwas ganz besonderes. Deshalb konnte ich es mir auch nicht nehmen lassen zu einer seiner Wahlkampfveranstaltungen zu gehen.

Die Faszination an diesem Kerl und die gesamte Unterstützung die er wiederfährt, (Ich meine er hat immerhin die Nominierung so gut wie in der Tasche) kann ich bei bestem Willen nicht nachvollziehen. Wie sehen wohl seine Anhänger aus? Wie ist die Stimmung bei solch einer Veranstaltung? Wie stehen sich Anhänger und die Demonstranten gegenüber?

Ich weiß ehrlich gesagt nicht was ich erwartet hab, allerdings wurde alles bestätigt.

Angefangen von einer Frau hinter uns in der Schlange, die mir offenbarte das es als Frau nicht mehr sicher in Europa ist. „Gerade bei den vielen Terror Anschlägen in Deutschland“ (kurze Frage an daheim- hab ich was nicht mitgekriegt?!) Die ganzen Muslime in Europa und Frankreich sollte man ja generell meiden und ein Land ist eben kein Land wenn man keine Grenze zieht.

Gekrönt wurde es nur von der lieben, leicht übergewichtigen Truker Familie vor uns. Da viel das laufen in der Sonne schon schwer und das trotz der Trump Unterstützenden „Make America great again“ Cappi auf dem Kopf. Aber für den nächsten Präsidenten schwitzt man doch gerne. Im Notfall wird das Outfit eben bei Walmart ein zweites Mal nachgekauft. Wäre vielleicht eh keine schlechte Idee bei all den Flecken auf dem Shirt und dem Geruch der davon ausgeht. Aber das ist nur meine Meinung.

Kurzm vorm Einlass durchzogen auch die ersten Demonstranten die Menge. Ein besonders seltenes Exemplar: Ein ehemaliger Soldat. Mit Uniform und Schild bewaffnet zog er los. „Hass kann kein Land regieren“ Natürlich kann das Trucker Daddy nicht so auf sich sitzen lassen. Nachdem ihm von seinen Begleitern auf die Füße geholfen wurde, schrie er erstmal zurück und schmeißt beinahe eine Flasche. Da sagt nochmal einer mit denen könnte man nicht reden.

Nach langem Warten, presste sich die Masse auch in die leere Rodeoanlage. (Allerdings erst nach dem Sicherheitscheck wie am Flughafen. Ordnung und Sicherheit muss schließlich sein) Alte Texas Klassiker laufen über die Lautsprecher und „Support Trump“ Schilder werden in die Höhe gehalten. Ein Fest für Jung und Alt. Fast wie bei einem Karneval. Sonne, Freunde, Bunte T-Shirts und Perücken. Die Menschen hier sind wirklich sehr offen, es ist super einfach neue Freundschaften zu knüpfen. Und kreativ, ich hatte ja keine Ahnung. Wer hätte gedacht das wenn man mal kein Taschentuch dabei hat, man sich die Nase auch einfach mit dem T-Shirt putzen kann. Wieso bin ich eigentlich niemals auf sowas gekommen? Ich meine- das hat man ja auch schließlich immer dabei! (Gaaaaaanz ehrlich- ich weiß nicht wie solche Weirdos immer an mich geraten. Neuer Freund und Sitznachbar- ich dachte ich muss kotzen. Ehrlich gesagt repräsentiert das auch für mich so gut wie jeden Trump Wähler)

Die Meute wird angeheizt, in knapp einer Stunde wird der zukünftige Präsident auf der Bühne stehen. Allerdings, bevor so etwas Ereignisreiches passiert, muss schließlich erstmal gebetet werden. Also liebe Männer, nehmt eure geliebten Trucker Caps vom Kopf und betet zu unseren Herren. Trump braucht jede Unterstützung die er bekommen kann. Und die National Hymne- vergesst bloß nicht die Nationalhymne!!!

Endlich ist es soweit. Trump wird mit lauten „U-S-A.. U-S-A“ Gebrüll und dem Songklassiker vom Film Girls United begrüßt (Das macht mir jetzt den gesamten Film kaputt). In seiner kurzen Rede wurden selbstverständlich nochmal all seine Erfolge der letzten Monate zusammengefasst und mit hoffnungsvollen Gesichtern in die Zukunft geblickt. Denn nur er kann es schaffen. Außerdem hat er einen geschmacklosen Witz über Hillary gemacht. Man muss ihn einfach lieben.

Nach der mehr als epischen und weltveränderten Rede, müssen die Demonstranten natürlich draußen auf einen warten und den Tag versauen. Und dabei wurde doch extra „Go Home“ geschrien. Das ganze dann abgeschirmt von den State Troopern und dem Secret Service.

Die Demokraten auf der einen Seite- die Republikaner auf der anderen- und ich mittendrin. Also im Auto. Am durchfahren. Von beiden Seiten angeschrien, da ich ja kein Sticker am Auto hab. Zu welcher Seite gehöre ich den nun? Egal- erstmal rumpöbeln. Fürs denken ist nachher noch genug Zeit.

Ich hab aber auch Glück mein Jahr in einer solch spannenden Zeit hier verbringen zu dürfen. Trump beim Wahlkampf. Davon kann ich noch meinen Kindern erzählen!

 

Falls es jemand bis hier hin geschafft haben sollte, ohne mich für komplett gestört zu halten:

Nicht alle Amerikaner sind fettleibig, unterbelichtete Trucker. Ich weiß das. Ihr wisst das. Amerika ist eben das Land der Extreme. Jeder hat eine Meinung zu allem und vertritt diese auch Tatkräftig. Ich liebe Washington, meine Gasteltern und in den letzten Monaten ist Amerika eben ein Teil von mir geworden- keine Frage- allerdings macht mir diese ganze Präsidentschaftswahl doch etwas Angst. Die ganzen Debatten, Wahlkampftouren, Beleidigungen und Bloßstellungen der anderen Kandidaten, Fahnenschwingen – so etwas würde es in Deutschland wirklich nicht geben. Ich bin trotzdem froh da gewesen zu sein. Hilft bisschen beim Nachvollziehen und Verstehen (naja), denn nicht alle Trump Wähler sind „Idioten“. Viele betreiben eigene Firmen, haben gute Jobs und und und, wollen aber eine Veränderung im Land (solange man die Waffen behalten kann). Man kann so viel darüber diskutieren was besser ist, wer recht hat, wer schuld ist…. Dieses Land ist viel zu groß um alle Meinungen verbinden zu können. Wie gesagt- Land der Extreme.  Falls irgendjemanden das jetzt nicht passen sollte- ich freue mich schon auf die Diskussionen. Meine Wasserflasche steht schon bereit.

#extreme#klischees#amerikaistvielmehralsdas#dumptrump

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