Final Report – Abschlussbericht
11. Mai 2016
In mühevoller Kleinarbeit ist dieses Prachtstück in einer stundenlangen und aufwendigen Prozedur entstanden. Viele Opfer wurden gebracht und Leben zerstört, aber hier ist er! Mein Abschlussbericht! Mein Jahr hier ist nämlich schon fast rum. Kaum zu glauben, wo sind denn die letzten Monate geblieben?
In einem Moment stehe ich noch vor der Freiheitsstatur in New York und im anderen, sage ich bereits meinen Host Eltern auf Wiedersehen! (OH GOTT! Allein wenn ich jetzt daran denke muss ich ja schon direkt losheulen! Nein, Maggi, alles gut- du hast ja noch drei Monate. Durchatmen- durchatmen. puhhh)
Seit dem Zwischenbericht ist wieder so einiges in meinem Leben passiert und das Interessiert natürlich nicht nur meine Eltern (Die das ja auch irgendwie müssen), sondern auch meine Organisation in Deutschland. Deshalb hat sich genau diese, wieder etwas schönes für uns Stipendiaten einfallen lassen, um uns noch ein letztes Mal zu triezten. Ein Abschlussbericht- nein, ist das nicht was feines. Sowas machen wir doch gerne. (Bisschen Paradox, weil ich es wirklich geschafft habe, das gesamte Jahr über einen Blog zu führen, schreiben, (Selbst High-Five) allerdings wenn man sowas ja machen muss, macht das ja auch gleich viel weniger Spaß! Wie damals in der Schule)
Wie bereits beim Zwischenbericht, habe ich mich an die vorgeschriebene Mindestlänge gehalten. Mehr oder weniger. Zeilenabstand und Schrift machen es Möglich! Viel Spaß!
„Das letzte Jahr beschreiben“
Diese scheinbar einfache Aufgabe, verlangt mir doch so einiges ab. Wo soll man nur anfangen? Wie soll man jemanden daheim erklären, wie es sich anfühlt, den Koffer im neuen zu Hause auszupacken? Das erste Mal in einem fremden Bett zu schlafen und am darauffolgenden Morgen mit fremden Gesichtern zu frühstücken? Auf eine neue Schule zu gehen, neue Freunde zu finden und eine fremde Sprache dabei zu sprechen? Wenn man das erste Mal auf dieser Sprache träumt? Wie soll man beschreiben, wie einem das Herz anfängt zu rasen, wenn man das erste Mal zu einem Vorstellungsgespräch geht? Das Gefühl beim ersten Arbeitstag in einem neuen Umfeld? Der Moment, in dem man vor lauter Hektik mit seinen Co-Workern auf Deutsch spricht?
Am Anfang wurden wir davor gewarnt einen Kulturschock zu bekommen, allerdings konnte uns niemand auf diese kleinen Momente vorbereiten. Diese Momente, in denen man über seinen eigenen Schatten springen muss. Man wächst an Aufgaben und Situationen, Verändert sich, Entwickelt sich. Es sind diese kleinen Momente die so ausschlaggebend sind und die man trotzdem nicht erklären kann. Aber man kann es ja versuchen!
Angefangen bei der Jobsuche. Dort ist bei mir eigentlich so alles schiefgelaufen, was schieflaufen kann. Die erste Firma ging Insolvenz ohne mir Bescheid zu sagen, sodass ich im Januar erstmal ohne Job da stand. Das war einer, der nicht so ganz tollen Momente. Die zweite Firma, wollte trotz mehreren Aufklärungsversuchen, mein Visum nicht anerkennen.
Nach unzähligen und erfolglosen Bewerbungen in Büros, Firmen und Organisationen, konzentrierte ich mich deshalb auch dann auf alle Supermärkte, Fast-Food Ketten und Minijobs in einem 50 Meilen Radius. Die bitte Enttäuschung: Selbst da konnte ich keinen Job für mich finden, denn niemand wollte mich für diese kurze Zeit einstellen. Verständlich, wer möchte schon jemanden Wochenlang einarbeiten, wenn diese Person in vier Monaten wieder die Heimreise antritt. Es war dennoch sehr frustrierend.
Nachdem ich die Hoffnung schon längst aufgegeben hatte, fand ich Ende Februar einen Job in einem Immobilienmaklerbüro. Das war ein sehr Euphorischer Moment. Ich freute mich natürlich nicht nur über meinen Job, sondern auch darüber, dass sich mein neuer Aufgabenbereich im Büro abspielte.
Dieser umfasste die Betreuung von Immobilien, die Abrechnung in der Buchhaltung, Marketingaufgaben und die Persönliche Assistenz von meiner Chefin.
So lernte ich nicht nur ein völlig neues Abrechnungsprogramm kennen, sondern auch das Prozedere auf dem amerikanischen Immobilienmarkt. Ganz anders wie in Deutschland, entscheiden sich viele Amerikaner dazu in Communities zu leben.
„Eine Community beschreibt einen geschlossenen Wohnkomplex mit verschiedenen Arten von Zugangsbeschränkungen. Die Größe von Communitys variiert von einzelnen bewachten Appartementblöcken bis hin zu großflächigen Siedlungen mit über 100.000 Einwohnern mit eigener Infrastruktur wie Einkaufsmöglichkeiten, Gemeinschaftseinrichtungen, eigenen Schulen und Krankenhäusern und sogar eigenen Bürozentren und Arbeitsstätten.“
Zu meine Aufgaben gehörte es, unter anderem, eine kleine Community von etwa 300 Häusern zu betreuen. Darunter fielen das Bearbeiten von Zahlungseingängen und die Kundenkommunikation. In einer Wohngemeinschaft wie dieser, müssen sich natürlich alle Bewohner an vorgeschriebene Regeln halten. Wie darf ich mein Haus streichen? Wie hoch darf das Gras wachsen? Wo stelle ich meine Mülltonnen ab? Und vieles mehr. Bei Nichteinhalten der Regeln, muss sich der Anwohner vor der Gemeinde rechtfertigen und gegeben Falls mit Sanktionen rechnen.
In meiner alten Firma habe ich mich bewusst für das Marketing und gegen den Vertrieb entschieden, da mir Kundenkontakt, meiner Meinung nach, nicht sonderlich liegt. Beste Vorrausetzungen also um nun eine Gemeinschaft zu betreuen. Zu Beginn fiel es mir auch sehr schwer mit verärgerten Kunden zu sprechen oder offene Rechnungen einzufordern. Das war eher der unangenehme Teil der Arbeit, allerdings wurde das mit der Zeit auch immer einfacher.
Auf der anderen Seite, durfte ich Willkommenspakete erstellen, Regelkataloge ausarbeiten und neue Verkaufsschilder für die Agentur entwerfen. Alles in Allem war es eine sehr abwechslungsreiche Tätigkeit, die mir in mancher Hinsicht sehr viel abverlangt, aber auch vieles neues Beigebracht hat.
Auch wenn ich jetzt glücklich bin mit meinem neuen Job, würde ich jedem neuen Teilnehmer empfehlen seine Erwartungen zurückzuschrauben. Die ersten Monate ohne Arbeit waren sehr deprimierend. Natürlich hat man Ansprüche und möchte die Organisation, aber vor allem sich selbst nicht enttäuschen. Allerdings kann man den deutschen und den amerikanischen Arbeitsmarkt auf keinen Fall miteinander vergleichen. Einige Programmteilnehmer, haben sich bereits vor dem Jahr ein Praktikum gesucht und sind dann währenddessen noch für den Job umgezogen. Natürlich habe ich in den ersten Monaten auch darüber nachgedacht, gerade wenn man eine Absage aus dem Nächsten McDonalds erhält. Ich bin jedoch so glücklich in meiner Gastfamilie und meinem Platzierungsort, dass es für mich überhaupt nicht in Frage kam.
In dem letzten Jahr ist Bellingham zu meinem zweiten zu Hause geworden. Ich bin hier zur Schule gegangen, war arbeiten und habe neue Freunde gefunden. Meine beiden Gasteltern, die wohl beiden tollsten Menschen der Welt, haben mich mit offenen Armen empfangen und ihr zu Hause für mich geöffnet. Wie meine Eltern daheim, standen sie mir immer mit Rat und Tat beiseite und haben mich bei allen Lebenslagen unterstützt. Hierfür werde ich den beiden auf ewig dankbar sein, denn sie sind der eigentlich Grund warum mein Jahr hier zu etwas ganz besonderem wurde.
Nach dem Jahr USA geht es für mich weiter an die Fachhochschule zum Studieren. Vor meiner Abreise, war ich mir ziemlicher sicher, dass ich mir danach einen Job suchen würde. Studium? Ich? Niemals!
Wenn man jedoch so die letzten Monate resümiert, stellt man fest wie sehr man sich weiterentwickelt und verändert hat. Ich möchte einen Schritt weiter gehen und freue mich auf das nächste Abenteuer.